taz.de -- Warnung verschiedener Länder: Raus aus Bengasi

Viele europäische Staaten fordern ihre Bürger wegen vermehrten Angriffen auf, die Küstenstadt zu verlassen. Nur die USA und Libyen selbst sehen keine Gefahr.
Bild: Anschlag auf das US-Konsulat im September 2012. Der Botschafter und drei weitere US-Bürger wurden getötet.

LONDON/BERLIN/SYDNEY/BEIRUT/TRIPOLIS dapd/dpa/afp | Nach dem Geiseldrama mit zahlreichen Toten in Algerien haben mehrere westliche Staaten ihre Staatsbürger vor einer „unmittelbar drohenden Gefahr“ in der libyschen Stadt Bengasi gewarnt. Das Auswärtige Amt forderte am Donnerstag in einem aktuellen Hinweis auf seiner Internetseite alle Deutschen auf, die Region sofort zu verlassen.

Auch Großbritannien, die Niederlande, Australien, die Schweiz und Kanada veröffentlichten entsprechende Warnungen. Zu den potenziellen Anschlagszielen im Osten Libyens gehörten Schulen, Niederlassungen von Unternehmen und Büros von Nichtregierungsorganisationen, sagten europäische Gewährspersonen. Wie viele Europäer sich derzeit in Bengasi aufhalten, war zunächst unklar.

Das Außenministerium in London sprach von Dutzenden Briten in der Region. Der Sprecher des niederländischen Außenministeriums, Thijs van Son, sagte, es seien vier Staatsbürger in der Stadt registriert und möglicherweise hielten sich zwei weitere dort auf. Ein Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes, der namentlich nicht genannt werden wollte, erklärte, es seien nur wenige Deutsche in Bengasi.

In den vergangenen Monaten war es in Bengasi immer wieder zu Angriffen auf Ausländer und Vertreter des libyschen Staates gekommen. Im vergangenen September hatten Terroristen das US-Konsulat gestürmt und den [1][Botschafter sowie drei weitere US-Bürger] getötet.

Schüsse auf italienischen Konsul

Am Mittwoch hatte die scheidende [2][Außenministerin Hillary Clinton] vor einem Senatsausschuss die Verantwortung für Fehler ihres Ministeriums im Zusammenhang mit dem tödlichen Angriff übernommen. Mitte Januar gab es in Bengasi zudem Schüsse auf den italienischen Konsul. Er blieb bei dem Angriff auf seinen Dienstwagen aber unverletzt.

Jedoch erekläre die US-Botschaft in Tripolis, ihr lägen „keine spezifischen Informationen vor, die auf eine unmittelbare Bedrohung von US-Bürgern hindeuten“. Auch die libysche Regierung hat Berichte über eine konkrete Bedrohung für westliche Staatsbürger in der Stadt Bengasi bestritten. Entsprechende Behauptungen entbehrten jeder Grundlage, sagte ein Vertreter des libyschen Innenministeriums am späten Donnerstagabend der staatlichen Nachrichtenagentur Lana.

Er versicherte, dass die Sicherheitslage in der Hafenstadt stabil sei. Warum zuerst die britische Regierung ihre Bürger zum Verlassen Bengasis und der umliegenden Küstenregion aufgerufen habe, wisse man nicht. Eine entsprechende Anfrage des libyschen Innenministeriums bei der britischen Botschaft in Tripolis sei unbeantwortet geblieben.

25 Jan 2013

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