taz.de -- Kommentar Gernot Knödler über Wohnen im Kleingarten: Alternatives Leben

Wenn der Grundsatz "ein jeder soll nach seiner façon selig werden" auch im übertragenen Sinne gelten soll, dann muss das Wohnen im Kleingarten toleriert werden.
Bild: Für Tieneke Verstegen fühlt es sich an wie ein Auftrag, das alte Kino zu bewohnen

Kleingartenkolonien eilt ja der Ruf voraus, spießig zu sein. Angesichts der Bremer Diskussion über die Dauerbewohner auf den Parzellen, drängt sich jedoch der Eindruck auf, dass hier Alternativen zum spießigen Leben in der Etagenwohnung zu finden sind. Wenn der Grundsatz „ein jeder soll nach seiner façon selig werden“ auch im übertragenen Sinne gelten soll, dann muss das Wohnen im Kleingarten toleriert werden.

Zu klären ist allerdings, in welchem Umfang und zu welchen Bedingungen das möglich gemacht werden soll. Wohnen im Kleingarten als Ausnahme für solche, die anders leben wollen und dabei Einbußen an Komfort zu dulden bereit sind – das muss möglich sein, so wie auch das Leben im Bauwagen vielerorts richtigerweise toleriert wird.

Die Verwaltung muss jedoch Mittel und Wege finden, um zu verhindern, dass aus den Kleingartenkolonien Slums werden, in denen sich die Armen sammeln. Sie muss sicherstellen, dass Umweltstandards nicht unterlaufen werden, indem Waschmittel und Fäkalien ungeklärt in die Gewässer gelangen. Und sie muss dafür sorgen, dass die Kleingärten weiterhin die ihnen zugedachte Funktion, Erholung für Großstadtbewohner zu bieten, erfüllen können.

Der Senat könnte pragmatisch handeln wie nach dem Krieg und Wohnen auf dem heutigen Stand tolerieren, solange die obigen Bedingungen erfüllt sind. Der Preis dafür wäre, dass er das ab und an kontrolliert.

5 Feb 2013

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Gernot Knödler

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Alternatives Wohnen

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