taz.de -- Kommentar Ringen: Selber schuld!
Die Ringer werden demnächst wohl vom Internationalen Olympischen Komitee aus dem Olymp geschmissen. Eine richtige Entscheidung.
Ringen ist raus! Das Internationale Olympische Komitee will eine der Ursportarten der Spiele aus dem Programm streichen. Es ist eine Entscheidung, die nur allzu gut in die geschichtsvergessene Politik passt, die die Funktionäre der fünf Ringe in den vergangenen Jahrzehnten verfolgt haben. Es geht ihnen ums Geschäft.
Der Mattensport ist schlecht zu verkaufen. Das Ringen bringt keine Weltstars hervor. Es lässt sich gewiss nicht so gut vermarkten wie der Golfsport, dessen superreiche Profis mit ihren Reklamegesichtern 2016 in Rio de Janeiro um olympische Medaillen putten dürfen.
Dem Ringen fehlt gewiss auch die Jugendlichkeit, die den BMX-Radlern einen Platz im olympischen Programm beschert hat, die den Wakeboardern oder den Boulder-Profis den Weg nach Olympia bahnen könnte. Mit diesen Fun- und Risikosportarten lassen sich gute Geschäfte machen.
Der Limohersteller Red Bull hat um derartige Spektakel-Events eine eigene Sportwelt gebaut und wird sich sicher freuen, dass die von ihm exklusiv vermarkteten Aushängeschilder dieser Disziplinen immer öfter zu olympischen Ehren kommen. Das IOC will an die Töpfe des Funsportmarktes. Die Ringerverbände sind verständlicherweise entsetzt über ihr olympisches Aus und organisieren Widerstand. Dabei sind sie gewiss nicht ganz unschuldig daran, dass es ausgerechnet ihren Sport erwischt hat.
Rätselhafter Sport
Es gibt andere Sportarten, die sich auch nicht besser vermarkten lassen. Wer interessiert sich schon ernsthaft für die olympischen Schießwettbewerbe? Doch die Ringer hat es auch deshalb erwischt, weil sie es nicht geschafft haben, ihren Sport von den zahlreichen Korruptionsvorwürfen zu befreien, mit denen er dauerhaft konfrontiert ist.
Bestochene Kampfrichter, kubanische Kämpfer, die für Niederlagen bezahlt wurden, russische Ringerhünen, die urplötzlich völlig kraftlos auf der Matte stehen, und ein immer wieder reformiertes Regelwerk haben das Ringen zu einem rätselhaften Sport gemacht. Wer kein Fachmann ist, versteht meist nicht, warum ein Ringer gewonnen hat. Am Kampfgeschehen liegt es oft nicht. Ein Blick auf die Besetzung des Kampfgerichts hilft indes meistens weiter.
Das Ringen hat sich selbst zerstört. Dass es geopfert wird, wenn das IOC seinem Modernisierungswahn folgt, muss niemanden wundern. Wenn dereinst über die Wiederaufnahme des Ringens ins olympische Programm entschieden wird, sollte sich der Sport gewandelt haben. Der Rausschmiss aus Olympia kann eine Chance sein.
13 Feb 2013
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