taz.de -- Satire-Video zum Papst-Rücktritt: „Pontifex ade“

Was macht eigentlich ein Papst im Ruhestand? Sich von Papal Securities beraten lassen. Und dann? Fahrrad fahren, kochen, abrocken.
Bild: Über den unzähligen Rechnungen kann auch der Papst verzweifeln. Die Lösung: Papal Securities - der Finanzberater für scheidende Päpste.

VATIKAN taz | Für viele ist es die schönste Zeit im Leben: Lange Spaziergänge mit der Familie, gemütliches Kochen im Kreise der Liebsten, endlich Zeit für fast vergessene Hobbys.

Ach, der Herbst des Lebens kann so wunderbar sein.

Auch Papst Benedikt der XVI. fühlt sich mit 85 bereit für den Ruhestand. Verkörpert von Christoph Waltz, dem zweifachen Oscar-Preisträger, gibt das Video „Pope retirement“ exklusive Einblicke in das Leben eines pensionierten Papstes.

Als „Best Ager“ sieht er sich mit einer Reihe von Fragen konfrontiert: Kann ich die opulente Wohnung weiter finanzieren? Wer sorgt für meine Sicherheit? Und vor allem: Wer beerbt mich?

Um seine spirituelle Zukunft muss sich der Papst nicht sorgen. Doch wie ist es um seine Finanzen bestellt? Gerade Senioren, die im Ausland in Single-Haushalten leben, sollten sich rechtzeitig um einen seriösen Berater kümmern: Über den vielen Rechnungen kann auch ein Papst verzweifeln.

Papal Securities liefert das Komplettpaket

Die Lösung: Papal Securities. Der Finanzberater für scheidende Päpste. Mit dem Rundum-Sorglos-Paket, passend wäre etwa ein Name wie „Pontifex ade“, bietet Papal Securities das Komplettpaket inklusive Finanzplan, Testament, persönliches Sicherheitskonzept und Anregungen zur künftigen Freizeitgestaltung päpstlicher Senioren.

Papst Benedikt geht bestens ausgestattet in die Finanzberatung: Goldener Becher, Krummstab und ein großer Klunker sind eine solide Grundlage für die kommende Pension.

Das Komplettpaket überzeugt den anfangs noch skeptischen Papst. Voll der Zuversicht wird Benedikt das neue Testimonial des Unternehmens.

Dunklem Schicksal entgangen

Aufmerksame Zuschauer fragen sich zu Recht, warum Papal Securities erst jetzt so werbewirksam auf den Plan tritt.

Hier hilft ein kurzer Blick in die Kirchengeschichte. Der letzte (und einzige) zurückgetretene Papst Coelestin V. konnte seinen Lebensabend 1294 leider nicht wie geplant genießen.

Sein Nachfolger Bonifatius VIII. sperrte ihn nach seinem Rücktritt bis zu dessen Tod in ein dunkles Verlies. Dass Papst Benedikt XVI. diesem Schicksal entgehen wird, verdankt er seinem Versicherungsabschluss bei Papal Securities.

Goldene Zeiten stehen bevor

Benedikt sieht nunmehr einer rosigen Zukunft entgegen: Tandem fahren über sonnendurchflutete Straßen (leider allein), kochen für die Familie (leider nicht für die eigene) und die schwere Tiara gegen ein jugendliches Stirnband tauschen, um sich endlich mal an der Gitarre auszutoben.

Rock on, Benedikt. Hier bist du Pontifex A.D. - hier darfst du sein.

25 Feb 2013

AUTOREN

Hassenfratz

TAGS

Papst Benedikt XVI.
Christoph Waltz
Satire
Oper
Vatikan
Papst
Satire
Papst
Papst
Papst Benedikt XVI.
Papst
Papst Benedikt XVI.

ARTIKEL ZUM THEMA

Christoph Waltz wird Opernregisseur: Kavalier ohne postmodernen Müll

Der Schauspieler Christoph Waltz wird in Antwerpen den „Rosenkavalier“ inszenieren. Von überdreht-komplexem Regietheater hält der Oscargewinner allerdings wenig.

Skandale im Vatikan: „Eine stumme Welt“

Der Journalist Nuzzi hat die „Vatileaks“-Affäre ins Rollen gebracht. Die Kurie ist korrupt, sagt er. Und hofft, dass der nächste Papst kein Italiener wird.

Kurz vor dem Konklave: Ein Hauch von Demokratie

Die Auswahl des nächsten Papstes soll am Sonntag beginnen. Neu ist: Allianzen und Absprachen müssen schneller erfolgen als bei anderen Konklaven.

Diskussion um Satire: Kabarettist mit Brezel bedroht

Warum muss den Religiösen jemand sagen, wann sie beleidigt sein sollen? Lernen Christen das von Muslimen? Ein Gespräch über Satire.

Joseph Ratzingers Erbe: Schluss mit heilig

Papst Benedikt XVI. hat in seiner Amtszeit vieles falsch gemacht. Mit seinem Rücktritt aber zeigt er der katholischen Kirche einen Weg ins 21. Jahrhundert.

was fehlt ...: … @pontifex

Es hat sich ausgetwittert. Mit dem Rücktritt von Benedikt XVI. am 28. Februar wird auch der päpstliche Twitteraccount eingestellt …

Heilige Begegnungen: Der Papst und wir

Benedikt XVI. will nicht mehr, er tritt ab. Keine Kraft, sagt er. Na und, denken Sie? Unsere Autoren denken anders. Vier Erinnerungen.

Würdigung des scheidenden Papstes: Beim Exorzisten beliebt

Die amtlichen Teufelsaustreiber der katholischen Kirche stehen jeden Tag an der Front gegen Satan – Papst Benedikt war ihnen ein guter Helfer.

„Wir sind Kirche“ zum Papst: „Den Vatikan hatte er nicht im Griff“

Die Reformbewegung „Wir sind Kirche“ über den Halbtags-Papst Benedikt XVI., die Auflösung hierarchischer Strukturen und die Krise der Kirche.

Papst und Medien: Billig, billig, billig

Wie lange braucht das Netz, um alle Gags durchzuziehen? Circa 45 Minuten. Und die klassischen Medien? Die kriegen's gar nicht gebacken.