taz.de -- Kommentar: Kai von Appen über Contterm: Schwächender Konflikt

Die konkurrienden Hafenarbeiter-Gewerkschaften müssen aufpassen, dass es nicht zur Spaltung der Belegschaftschaften kommt.
Bild: Hafenarbeiter in Bremerhaven: Bei den Betriebsratswahlen wurde Ver.di abgekanzelt.

Dass es in den großen Häfen oft sozialpartnerschaftlich zwischen den Betriebsräten, Gewerkschaften und Bossen der Container-Umschlagsbetriebe zugeht, ist nichts Neues. Und dass die Hafenarbeiter über Kungeleien ihrer Gewerkschaftsfunktionäre sauer sind und nach etwas anderes streben, ist allzu verständlich.

Doch aber eines muss dabei bewusst sein: Spaltungen der Belegschaften durch konkurrierende Interessenvertretungen sind immer kontraproduktiv. Und das gilt für beide Kontrahenten. Wenn die Gewerkschaft Ver.di meint, durch Ignoranz, Demagogie und mit Gewerkschaftsausschlüssen den Zulauf zum Konkurrenten Contterm stoppen zu können, ist das genauso verkehrt, wie wenn Contterm durch den Beitritt in den Christlichen Gewerkschaftsbund (CGB) versucht, eine Aufwertung als Gewerkschaft zu erfahren. Die arbeitgeber-hörigen gelben Gewerkschaften sind die falschen Bündnispartner.

Es mag sein, dass die Contterm-Aktivisten momentan konsequenter sind und mehr Power haben als die Ver.di-Funktionäre. Doch das darf nicht zur grundlegenden Spaltung der Belegschaften führen. Und wer sich mit der Standesvereinigung Cockpit vergleicht, verkennt die Realität. Ohne Pilot fliegt ein Flugzeug nicht, aber verkrachte und geschwächte Belegschaften können nichts mehr erreichen – auch keine Tarifverträge, die sich manchmal nur durch Streik durchsetzen lassen.

26 Feb 2013

AUTOREN

Kai von Appen

ARTIKEL ZUM THEMA

Kampf um Arbeitnehmervertretung: Ver.di verliert in Bremer Häfen an Boden

Die Dienstleistungsgewerkschaft büßt ihre Mehrheit im Betriebsrat des Bremer Gesamthafenbetriebsvereins (GHBV) ein und kündigt an, die Wahl anzufechten.

Häfen und ihre Gewerkschaften: Bruderkrieg am Kai

Eine kleine Gewerkschaft für Hafenarbeiter hat Zulauf: Contterm. Viele Mitglieder waren vorher bei Ver.di und sind enttäuscht von der Arbeit der Großgewerkschaft. Die erkennt im Konkurrenten nur „eine Erscheinung“