taz.de -- Robert Heinemann über Amokläufe: „Ein latentes Risiko“

Zum Schutz vor Amokläufern fordert die CDU, Klassenzimmer künftig mit schusssicheren Türen und Alarmknöpfen auszustatten. Leben wir in Gefahr?
Bild: Nicht schusssicher: Eine Schultür nach einem Amoklauf in Finnland.

taz: Herr Heinemann, Sie fordern schusssichere Türen und Notfallknöpfe in Klassenzimmern zum Schutz vor Amokläufern. Müssen wir uns Sorgen machen?

Robert Heinemann: Wir haben in der Vergangenheit gesehen, dass keine Schule der Welt vollkommen sicher ist. Es geht um die Frage, ob es einfache Dinge gibt, mit denen man die Schulen sicherer machen kann, wenngleich wir wissen, dass man Schulen nicht zu 100 Prozent schützen kann.

Ihr Antrag sieht vor, die Türen erst bei Neu und Umbauten auszutauschen…

Wir wollen nicht in Alarmismus verfallen. Es geht einfach um die Frage: Gibt es Möglichkeiten, mit begrenztem Aufwand Schritt für Schritt die Schulen sicherer zu machen? Das fängt mit ganz simplen Geschichten an: Ein Lehrer sollte in der Regel den Schlüssel zum Klassenraum dabei haben und der Klassenraum sollte abschließbar sein. Dann gibt es die zweite Sache: In den meisten Schulen gibt es Sprechanlagen, von denen in der Regel keiner weiß, ob die überhaupt noch funktionieren. Es geht um die Frage, wie man möglichst schnell alle Schüler und Lehrer informieren kann, wenn etwas passiert – ob das nun ein Feueralarm oder ein Amoklauf ist.

Trotzdem sehen Sie keine Notwendigkeit, die Maßnahmen sofort zu ergreifen. Ist also alles halb so wild?

Es ist ein latentes Thema, wie bei vielen anderen Sachen. Sie kennen das ja zum Beispiel vom Brandschutz in Gebäuden. Wenn Sie anfangen, umzubauen, müssen sie andere Brandschutzvorschriften einhalten, als wenn sie einen Bestandsbau haben. So ist das auch hier. Es ist kein Thema, bei dem die Gefahr besteht, dass morgen etwas passiert. Aber es besteht ein latentes Risiko.

Regen Sie mit solchen Maßnahmen nicht auch die Fantasie von möglichen Tätern an?

Die Maßnahmen, die wir vorschlagen, sind ja alle unsichtbar. Sie sehen ja einer Tür nicht an, welche Möglichkeiten sie hat. Und nach allem, was ich bisher über Amokläufer gelesen habe, haben die sich nicht über solche Dinge motivieren lassen. Sondern es waren immer sehr individuelle, meistens psychische Hintergründe, warum Menschen zu Tätern geworden sind.

Emsdetten, Winnenden, Ansbach: Die Amokläufe in jüngerer Zeit waren kein Phänomen der Großstädte. Warum glauben Sie, dass sich das ändern könnte?

Ich behaupte nicht, dass eine Großstadt da mehr gefährdet ist. Wir sind aber für eine Großstadt zuständig und es ist unsere Aufgabe, unsere Schüler bestmöglich zu schützen.

Wäre es nicht wirkungsvoller, einfach die Waffengesetze weiter zu verschärfen?

Ich bin für sehr strikte Waffengesetze. Aber zum Beispiel in Winnenden ist schlicht gegen Waffengesetze verstoßen worden. Dass gegen Gesetze verstoßen wird, können Sie natürlich nie verhindern. Es muss eine Mischung sein: Strikte Waffengesetze und ein Mindestmaß an Prävention. Wir wollen ja keine Stacheldrähte um die Schulen haben. Wir schlagen sehr begrenzte Maßnahmen vor – auch kostenmäßig sehr begrenzt. So wie jeder zu Hause bei sich im Zweifel sicherere Fenster einbaut, um Einbrecher abzuschrecken.

18 Mar 2013

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Klaus Irler

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