taz.de -- Smartphone-App ortet Hindernisse: Schlendern und tippen ohne Furcht
Immer mehr Menschen gefährden sich und andere, weil sie beim Laufen auf ihr Smartphone starren. Eine neue App soll vor Hindernissen warnen.
Man schlendert durch die Fußgängerzone, beep, in der Hosentasche vibriert’s. Handy raus. Eine Nachricht der Freundin! Der antworte ich schnell. klick. H-e-y L-i-s. Und: bam! Die Laterne hat man jetzt übersehen. Wie peinlich.
Witze über die Oma, die auf der Bananenschale ausrutscht, sind von gestern: [1][Youtube-Videos] zeigen Fußgänger, die gegen Hauswände laufen, in einen See plumpsen oder die Treppen hinunterfallen, weil sie gerade auf ihrem Handy herumdrücken.
Besonders gefährdet sind einem Bericht des National Health Service in Großbritannien zufolge Kinder. Die Zahl derjenigen, die ins Krankenhaus eingeliefert wurden, weil sie sich auf dem Spielplatz verletzt haben, ist in den letzten fünf Jahren um ein Drittel gestiegen.
Das ist nicht witzig, sagen Wahrnehmungspsychologen und Verkehrsexperten in Großbritannien und den USA. Einige Städte in den USA haben deshalb Strafen für Fußgänger eingeführt, die zugleich schlendern und schreiben. Und in London wurden bereits Laternen mit Polstern ummantelt, damit sich die Smartphone-Junkees nicht die Nase brechen oder die Stirn aufschürfen, wenn’s kracht.
Doch das eigentliche Problem sind [2][laut] [3][Guardian] nicht die Leute, sondern das Handy. Weil es zwar Mobiltelefon heißt, aber nicht für die mobile Nutzung, beim Gehen oder Fahren, geeignet ist.
Deshalb haben die Wissenschaftler der University of Manitoba eine App entwickelt, [4][CrashAlert] heißt es und soll die Menschen vor sich selbst schützen: Eine Kamera mit einem Bewegungssensor, der den Abstand zu Hindernissen misst, scannt die Umgebung der Fußgänger. Wenn sie auf eine Laterne oder eine Mauer zulaufen, leuchtet ein rotes Rechteck auf dem Bildschirm des Smartphones.
Dass dann noch mehr Menschen verkabelt durch die Straße laufen, nicht ansprechbar, wenn man nach dem Weg fragen will, oder einfach nur schnacken, ist den Wissenschaftlern wohl egal. Ist doch eh jeder nur noch mit seinem Kram beschäftigt.
20 Jun 2013
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