taz.de -- Proteste in Ägypten: Sturm auf Zentrale der Muslimbrüder
Am Montag stürmen Demonstranten die Zentrale der Muslimbrüder in Kairo. Außerdem traten vier Minister aus Mursis Kabinetts zurück.
KAIRO afp | Inmitten der Massenproteste gegen den ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi sind vier Minister seines Kabinetts zurückgetreten. Das sagte ein Regierungsvertreter am Montag in Kairo.
Regierungskritische Demonstranten hatten am Montag den zentralen Sitz der islamistischen Muslimbruderschaft in der ägyptischen Hauptstadt Kairo gestürmt. Das Gebäude im Viertel Mokattam wurde gestürmt und in Brand gesetzt. Es soll mindestens acht Todesopfer bei einer anschließenden Schießerei gegeben haben.
Demonstranten warfen Gegenstände aus den Fenstern, andere plünderten die Räume. Laut Augenzeugen hielt sich zu Beginn der Erstürmung niemand in dem Gebäude auf. Am frühen Morgen war demnach eine Gruppe von Menschen herausgeführt worden.
Ägypten ist ein Jahr nach dem Amtsantritt des aus den Reihen der Muslimbruderschaft stammenden Präsidenten Mohammed Mursi tief gespalten. Während seine Anhänger darauf verweisen, dass er der erste demokratisch gewählte Präsident Ägyptens ist, werfen seine Gegner ihm vor, allein die Interessen der islamistischen Muslimbruderschaft zu vertreten, aus der er hervorging.
Seit Tagen gibt es große Demonstrationen für und gegen den Staatschef. Bei Protesten von Millionen von Menschen gegen Mursi wurden in der Nacht zum Montag mindestens sechs Menschen getötet. Die Opposition rief ihre Anhänger auf, bis zum Rücktritt Mursis auf den Straßen zu bleiben, und setzte ihm ein Ultimatum für seinen Rückzug bis Dienstagnachmittag um 17 Uhr.
1 Jul 2013
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