taz.de -- Kriegsverbrecher-Urteil in Bangladesch: 90 Jahre für 91-jährigen Islamisten
Der ehemalige Chef der radikalislamischen Partei Jamaat-e-Islami muss für 90 Jahren in Haft. Wie bei vorherigen Urteilen in Dhaka, werden Proteste erwartet.
DHAKA ap | Ein Kriegsverbrechertribunal in Bangladesch hat den früheren Chef der radikalislamischen Partei Jamaat-e-Islami, Ghulam Azam, zu 90 Jahren Gefängnisstrafe verurteilt. Der 91-jährige Politiker musste sich wegen Gräueltaten im Unabhängigkeitskrieg mit Pakistan aus dem Jahr 1971 verantworten. Die drei Richter des Tribunals in Dhaka erklärten, sie hätten nur wegen seines hohen Alters auf die Verhängung der Todesstrafe verzichtet.
Beobachter befürchten nun erneut gewaltsame Proteste auf den Straßen, wie sie nach mehreren ähnlichen Urteilen gegen führende Politiker der Jamaat-e-Islami ausgebrochen waren. [1][Im Februar] waren dabei 70 Menschen getötet worden. Tausende Polizisten in Dhaka hielten sich am Montag in Alarmbereitschaft und patrouillierten auf den Straßen der Hauptstadt.
Ghulam Azam wurde in allen 61 Anklagepunkten schuldig gesprochen, darunter wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Verschwörung, Volksverhetzung und Anstiftung zum Mord.
Unabhängigkeitskrieg mit Pakistan
Jamaat-e-Islami hatte sich 1971 dagegen gewandt, dass Bangladesch von Pakistan unabhängig wird. Der Partei wird nun vierzig Jahre später vorgeworfen, damals Gräueltaten der pakistanischen Armee unterstützt und sich an ihnen beteiligt zu haben.
Während des neunmonatigen Krieges haben nach Angaben aus Bangladesch pakistanische Truppen und ihre Unterstützer mehr als drei Millionen Menschen getötet und etwa 200 000 Frauen vergewaltigt.
Kritiker werfen Ministerpräsidentin Sheikh Hasina vor, mit dem 2010 gegründeten Tribunal gezielt die Opposition schwächen zu wollen.
15 Jul 2013
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