taz.de -- Kolumne Liebeserklärung: Zeit, sich zu revanchieren

Sie helfen uns, wo sie nur können, die Griechen! Da ist es doch nur fair, dass unsere Polizei den Knüppel auspackt. Jámas!
Bild: Nicht nur für leckere Oliven können wir den Griechen dankbar sein

Ach, was haben wir den Griechen nicht alles zu verdanken: leckere Oliven, laue Sommernächte und, nicht zu vergessen, die Demokratie.

Wenn also die Selbsthilfegruppe der Welt-Online-Kommentatoren unter dem putzigen Namen „Alternative für Deutschland“ nun die Bundestagswahl zur „Volksabstimmung“ über den Euro und die Hilfen für Griechenland umdeutet, handelt es sich dabei genau genommen um das Ergebnis griechischer Hilfspakete für Deutschland.

Auch heute noch hilft uns Griechenland, etwa beim Gucken. „Wahlplakate, die wir gerne sehen wollen“ druckte die Bild-Zeitung gestern: „Keinen Cent mehr für Griechenland. So bleibt Deutschland stark“ (CDU), „Keine neuen Griechen-Milliarden“ (SPD) oder „Der Jürgen und die Katrin geben nichts mehr für Griechenland. Und Du?“ (Die Grünen).

Womit Griechenland uns auch zeigt, wohin der Kurs beim Spiegel so geht, wenn Nikolaus Blome, einer der Hauptverantwortlichen der Pleitegriechen-Kampagne, nun von Bild als Redaktionsvize zum Sturmgeschütz der Demokratie wechselt. Na dann: Jámas!

Da können wir uns ruhig mal revanchieren und eine Polizeihundertschaft mit Knüppeln und Pfefferspray in den Schalke-Fanblock schicken, um ein Transparent mit einem in Griechenland nicht gern gesehenen Symbol Mazedoniens einzuholen.

Wer weiß, vielleicht macht das ja Schule. Wenn die Polizei demnächst alle lästigen nationalistischen Erzeugnisse von Schwarz-Rot-Gold-Wimpeln am Auto bis zu Bild und Spiegel am Kiosk einkassiert, dann haben wir einen weiteren guten Grund, uns in Liebe vor den Griechen zu verneigen.

23 Aug 2013

AUTOREN

Heiko Werning

TAGS

Nikolaus Blome
Griechenland
Bild-Zeitung
Der Spiegel
Hilfspaket

ARTIKEL ZUM THEMA

Politiker streiten über Griechenlandhilfe: Oettinger nennt Zahlen

Von Gabriel bis Brüderle, alle äußern sich zur Finanzhilfe für Griechenland. Günter Oettinger rechnet mit einem dritten Hilfspaket im zweistelligen Milliardenbereich.