taz.de -- Skandal um defekte Brustimplantate: Sammelklage in Argentinien
300 betroffene Argentinierinnen fordern Schadenersatz wegen defekter Brustimplantate. Angeklagt sind auch der TÜV-Rheinland und die Allianz-Versicherung.
BUENOS AIRES afp | Im weltweiten Skandal um defekte Brustimplantate der französischen Firma PIP klagen 300 Frauen in Argentinien auf einen Schadenersatz von insgesamt 41 Millionen Euro. „Wir haben eine Sammelklage eingereicht gegen die französische Firma Poly Implant Prothèses (PIP), gegen den deutschen Zertifizierer TÜV und den deutschen Versicherer Allianz“, teilten die Anwälte der Frauen in Buenos Aires mit.
Die geforderte Schadenersatzsumme könnte demnach noch steigen, da sich der Klage weitere Argentinierinnen anschließen könnten. In dem Land gibt es rund 15.000 Betroffene.
PIP hatte weltweit hunderttausende Brustimplantate verkauft, die mit nicht für die Einlagen zugelassenem Industriesilikon gefüllt wurden. Der TÜV Rheinland hatte die Produkte zertifiziert, sieht sich aber selbst als Opfer eines großangelegten Betruges. Auch der Versicherer Allianz verwies darauf, dass der Vertrag mit der inzwischen Pleite gegangenen Firma wegen deren Machenschaften nichtig sei.
Die Billigkissen reißen häufiger und rufen Entzündungen hervor. Nicht nachgewiesen werden konnte bisher der Vorwurf von betroffenen Frauen, dass die PIP-Produkte auch krebsauslösend seien.
Im südfranzösischen Marseille hatte im April und Mai ein Betrugsprozess zu dem Skandal unter anderem gegen Firmengründer Jean-Claude Mas stattgefunden. 7.400 Frauen traten dort als Nebenklägerinnen auf, darunter auch einige der Argentinierinnen, die nun in ihrem Heimatland eine weitere Klage einreichten.
Das Urteil gegen Mas wird am 10. Dezember erwartet. Weitere Verfahren zu dem Skandal laufen noch. In Deutschland sind etwa 5.000 Frauen betroffen.
27 Aug 2013
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Der TÜV Rheinland hat erneut eine Gerichtsverhandlung verloren. Betroffene Brustimplantat-Patientinnen dürfen Schadensersatz in Höhe von 3.000 Euro sofort verlangen.
In Europa kommen weiter Medizinprodukte auf den Markt, die anderswo wegen ihres Risikos abgelehnt werden, rügt Deutschlands oberster Medizinprüfer Jürgen Windeler.
Betroffene Frauen und Händler gewinnen vor Gericht gegen den TÜV Rheinland. Dieser habe seine bei der Kontrolle versagt und muss den Schaden nun ausgleichen. steht nun Schadensersatz zu
Am Dienstag soll in Marseille der Brustimplantante-Prozess enden. Noch immer fehlen EU-weit unabhängige Tests für solche Medizinprodukte.
Der langjährige Chef der französischen Firma PIP, Jean-Claude Mas, bestreitet dass er den TÜV bewusst in die irregeführt hat: Es sei alles schon Routine gewesen.
Laut des Urteils eines Berufungsgerichts können jetzt auch Frauen, die sich ihre PIP-Brustimplantate präventiv entfernen ließen, klagen.
Medizinrechtler rät deutschen Frauen gegen Brustimplantate-Hersteller vorzugehen: Vor französischen Gerichten laufen ab April die Gerichtsprozesse.
Der TÜV Rheinland hat die fehlerhaften Brust-Implantate zertifiziert. Nun geriert er sich in Frankreich als Opfer eines Industrieschwindels.