taz.de -- Kommentar Frauen in Saudi Arabien: Winzige Schritte

Saudischen Aktivistinnen geht es um weit mehr als die Aufhebung des Fahrverbots für Frauen. Eine wirkliche Gleichberechtigung ist noch weit weg.
Bild: Symbol der Gleichberechtigung.

Es bewegt sich etwas in Saudi-Arabien. Frauen werden demnächst die Kommunalräte mitwählen, sie dürfen in Geschäften für Damenwäsche arbeiten, und, wer weiß, vielleicht fahren sie in naher Zukunft sogar Auto. An der Spitze der Monarchie spürt man die Unzufriedenheit in der saudischen Gesellschaft.

Die politische Führung lässt Veränderungen zu, wenn auch in winzigen Schritten. Öffentlich fordern weibliche Politikerinnen, die Aufhebung des Fahrverbots im Schura-Rat zu diskutieren. Wenn der Weg zur Gleichberechtigung in Saudi-Arabien ein Marathonlauf ist, dann sind die saudischen Frauen nun zwei, vielleicht drei weitere Meter vorangekommen.

Frauen am Steuer sind im Kampf für Gleichberechtigung zum Symbol geworden. Das Fahrverbot gilt nur informell, schränkt die Bewegungsfreiheit der Frauen aber gewaltig ein. Ein Blick ins Internet zeigt allerdings, was saudische Aktivistinnen viel mehr beschäftigt als der Führerschein: Gewalt gegen Frauen, der Mangel an Bildung und beruflichen Chancen oder die vor allem im benachbarten Jemen übliche Zwangsverheiratung von Mädchen unter zwölf Jahren.

Im Iran müssen Frauen zwar ein Kopftuch tragen und werden benachteiligt, aber sie sind keine Unmündigen wie in Saudi-Arabien. Auto fahren ist für sie so selbstverständlich, wie wählen oder allein aus dem Haus gehen. Im Vergleich zu Saudi-Arabien ist Iran ein Hort der Freiheit.

Dennoch ist an den Frauenrechten im Iran weit häufiger Kritik zu hören als an den Zuständen im ölreichen Saudi-Arabien, das ein wichtiger Verbündeter des Westens ist. Da bleibt man lieber höflich. Und beschwert sich nicht, wenn Schülerinnen mangels Kopfbedeckung in eine brennende Schule zurückgeschickt werden. Außenpolitik bleibt Interessenpolitik. Auch sie verhindert die großen Schritte.

10 Oct 2013

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Silke Mertins

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