taz.de -- Kommentar Wahl in Argentinien: Von einem Ismus zum anderen

Die Ära Kirchner in Argentinien geht zu Ende. Ein Aus für die Partei der Präsidentin muss das nicht bedeuten.
Bild: Cristina Kirchners Anhänger sind traurig.

Ist das der Anfang vom Ende der Kirchner-Ära in Argentinien? Schon einmal hatten die Opposition und die mit ihr verbündeten Medien dies beschworen. 2009, ein Jahr vor seinem Tod, hatte Néstor Kirchner als Kandidat für das Abgeordnetenhaus seine mit Abstand größte Wahlschlappe eingefahren. Gerade mal 30 Prozent holte der Namensgeber des Kirchnerismus. Der große Gewinner hieß damals Francisco De Narváez; er galt sofort als heißer Kandidat für das Präsidentenamt. 2011 trat er erst gar nicht an, und Cristina Kirchner fegte mit 54 Prozent der Stimmen alle Mitkandidaten einfach hinweg.

Auch [1][dieses Mal] hat die Kirchner-Partei mächtig Federn gelassen, wenn auch mehr in Form von Stimmen als in Form von Sitzen im Kongress. Gerettet hat sie, dass alle zwei Jahre nur Teilwahlen stattfinden und nicht der ganze Kongress zur Wahl steht. Diesmal heißt der große Gewinner Sergio Massa.

Mit dem überraschenden Tod von Néstor Kirchner am Wahlsonntag vor genau drei Jahren hat der Kirchnerismus nicht nur seine zentrale Führungsfigur verloren, sondern auch die Möglichkeit, das Präsidentenamt zwischen den Eheleuten Néstor und Cristina zu splitten, ohne die Verfassung zu ändern. 2015 wird definitiv ein neuer Präsident gewählt.

So gesehen, geht die Ära Kirchner tatsächlich zu Ende. Und der Kirchnerismus. Dessen Ursprünge liegen im Peronismus, dem überspannenden Schirm, unter dem sich von rechts bis links alles politisch Mögliche versammelt, Allianzen schließt und auflöst und sich neu formiert. Kommt also jetzt Massaismus? Eines hat die Wahl klar gezeigt: Was Argentinien in den kommenden zwei Jahren erleben wird, ist der Übergang von einem Ismus zum anderen. Denn der nächste Präsident kann, von heute aus betrachtet, nur wieder ein Peronist sein.

28 Oct 2013

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Jürgen Vogt

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