taz.de -- Australische Armee zieht ab: Kein Sieg, keine Niederlage

Der Ministerpräsident von Australien, Tony Abbott, hat das Ende des Afghanistaneinsatzes seiner Armee angekündigt. Er hält ihn jedoch weiterhin für gerechtfertigt.
Bild: Australische Soldaten verabschieden einen toten Kameraden in Helmand. Für sie ist der Afghanistankrieg bald vorbei.

SYDNEY afp | Australiens Ministerpräsident Tony Abbott hat am Montag bei einem Besuch in Afghanistan das Ende des Kampfeinsatzes am Hindukusch verkündet. Bis Weihnachten würden tausend Soldaten heimkehren, sagte Abbott bei dem Überraschungsbesuch im Hauptquartier der australischen Truppen in Tarin Kot in der südlichen Provinz Urusgan. Angesichts der mehreren dutzend Toten bei dem Einsatz sprach Abbott von einem „bitter-süßen Moment“ für Australien.

„Süß, weil hunderte Soldaten zu Weihnachten zuhause sein werden. Bitter, weil nicht alle australischen Familien ihre Söhne, Väter und Partner wiederkommen sahen“, sagte Abbott. „Australiens längster Krieg geht zu Ende, nicht mit einem Sieg, nicht mit einer Niederlage, sondern mit, so hoffen wir, einem Afghanistan, dem es dank unserer Präsenz besser geht“, sagte Abbott. „Australier kämpfen keine Eroberungskriege. Wir kämpfen Freiheitskriege“, betonte der konservative Politiker.

„Unsere Mission in Afghanistan war entscheidend für die nationale Sicherheit“, betonte Abbott laut einer offiziellen Erklärung von Dienstag. Australien habe sich zusammen mit seinen internationalen Verbündeten dafür eingesetzt, dass Afghanistan nicht wieder zu einem Rückzugsort für Terroristen werde, und dafür, dass die Welt ein „sicherer Ort“ werde. Die Soldaten hätten dafür aber einen hohen Preis gezahlt. „Wir haben 40 unserer Besten verloren“, sagte der Premierminister.

Seit dem Beginn des Militäreinsatzes im Herbst 2001 dienten mehr als 20.000 Australier in Afghanistan. In dieser Zeit wurden im Kampf gegen Al-Kaida, die Taliban und andere Rebellen insgesamt 40 australische Soldaten getötet und 260 weitere verletzt. Abbott betonte bei dem Besuch am Dienstag den Willen seiner Regierung, Afghanistan auch in Zukunft zu unterstützen, insbesondere bei der Ausbildung der Sicherheitskräfte und bei der Entwicklungszusammenarbeit.

Als Beweis für die Erfolge beim Wiederaufbau des durch den jahrzehntelangen Bürgerkrieg zerstörten Landes verwies er darauf, dass in dem australischen Einsatzgebiet rund 200 Schulen gebaut und zahlreiche Kliniken und Straßen erneuert worden seien. Auch nach dem Ende des Kampfeinsatzes bleiben noch hunderte australische Soldaten in Afghanistan stationiert.

29 Oct 2013

TAGS

Tony Abbott
Afghanistankrieg
Truppenabzug
Niederlage
Whistleblower
Bundeswehr
Australien
Afghanistaneinsatz
Bundeswehr
Afghanistaneinsatz

ARTIKEL ZUM THEMA

Whistleblower von Kriegsverbrechen: Haft für Ex-Anwalt in Australien

Ein australischer Ex-Militäranwalt half, Kriegsverbrechen in Afghanistan aufzudecken. Jetzt wurde er zu einer hohen Haftstrafe verurteilt.

Prozess gegen Bundeswehr in Kundus: Richter sichten Kriegsvideos

Am Landgericht Bonn geht der Prozess wegen der Bomben von Kundus in seine entscheidende Phase. Die Opfer fordern Schadenersatz vom deutschen Staat.

Australien will keine Homo-Ehen: Einig über Uneinigkeit

Der australische Ministerpräsident Tony Abbott will ein lokales Gesetz zur Legalisierung von Homo-Ehen verhindern. Davon ist seine eigene Schwester betroffen.

Nato-Einsatz in Afghanistan: USA, bitte melden!

Verteidigungsminister de Maizière wartet auf ein Signal der USA, um über die Truppenzahl ab 2015 zu entscheiden. Die Sicherheitslage in Afghanistan nennt er „nicht so gut“.

Truppenabzug aus Afghanistan: Auf Nummer sicher gehen

Wann der letzte Konvoi das Bundeswehrlager in Kundus verlassen würde, durften nur Eingeweihte wissen. Denn die Furcht vor Anschlägen ist groß.

Truppenchef über Abzug aus Afghanistan: „Es hat sich gelohnt“

Der Kommandeur der deutschen Truppen, Generalmajor Jörg Vollmer, über die Lage in Kundus und den Fall, in dem die Bundeswehr zurückkehren könnte.