taz.de -- Studie über Facebook-Nutzerdaten: Digitales Liebeshoroskop

Wer mit wem und: wie lange noch? Eine Studie zeigt, welche sozialen Muster Facebook-Nutzer in Beziehungen pflegen – und ob sie sich bald trennen.
Bild: Wie lange das noch hält? Facebook weiß es vielleicht

BERLIN taz | An der Anzahl und Verflochtenheit gemeinsamer Facebook-Freundschaften lässt sich womöglich die Lebensdauer einer Beziehung ablesen. Das fanden Lars Backstrom und Jon Kleinberg im Rahmen einer gemeinsam durchgeführten Forschungsarbeit der Cornell University und der Kapitalgesellschaft Facebook heraus.

Die Wissenschaftler analysierten über einen Zeitraum von zwei Jahren Nutzerdaten aus dem sozialen Netzwerk. Ihre Ergebnisse zeigen, wie sich eine sich anbahnende Trennung anhand der Cluster-Entwicklung, also der Veränderung aller sozialen Kontakte, voraussagen lässt. Ihr ursprüngliches Ziel war es, eine Methode zu finden, um mit Hilfe der Informationen über Facebook-Freundschaften zusammengehörige Beziehungspartner zu identifizieren.

Dazu untersuchten Backstrom und Kleinberg die Daten von 1,3 Millionen Profilen von Facebook-Nutzern, die zwischen 50 und 2.000 „Freunde“ haben, wenigstens 20 Jahre alt und nach eigener Angabe „in einer Beziehung“ sind.

Als wichtigen Indikator bezeichnen die beiden Forscher „gemeinsame Freunde“. Die Annahme, dass eine hohe Anzahl dieser auch die Wahrscheinlichkeit eines gemeinsamen Lebens erhöhe weisen die beiden jedoch zurück: Dieser als „Embeddedness“ bezeichnete Wert ist zu wenig aussagekräftig.

Entscheidend sei hingegen die Dispersion, also die Ausbreitung oder Verteilung von sozialen Kontakten. Gemeint ist: Wenn ein Nutzer die Freunde seines Partners schätzt und sie auch den eigenen Freunden vorstellt, können zahlreiche Querverbindungen entstehen: Die Kollegin kennt bald auch die Schwägerin, der Fußballtrainer des einen Partners trifft auf den Tischtennis-Gegner des anderen. Und genau solch ein lebendiges soziales Milieu spiegelt sich eben in den Facebook-Nutzerdaten wieder.

Trennungsvorhersage

Die Forscher Backstrom und Kleinberg untersuchten mittels eines Algorithmus, ob die sozialen Verknüpfungen eines Nutzers dieser Dispersion entsprechen. War das nicht der Fall kam es im folgenden Untersuchungszeitraum von zwei Monaten deutlich häufiger zu einer Trennung.

Die Fähigkeit, die Zukunft einer Beziehung oder Ehe vorherzusehen, war also ein zufälliges Nebenprodukt der Studie. Dennoch wird medial nun vor allem darüber berichtet. Dass das Hauptziel, die Bestimmung des Partners einer Person nur auf Basis der Nutzerdaten, ebenfalls erreicht wurde, scheint nebensächlich.

Dabei kann dieses geldwerte Wissen dazu dienen, Neuigkeiten des engsten Kreises bevorzugt in der Timeline darzustellen. Oder, um die „Peer-Group“ einer Person identifizieren zu können und dadurch die personalisierte Werbung, mit der Facebook sein Geld verdient, zu optimieren. Die Cornell University stellte letzlich ihre Expertise in den Dienst der Werbeeinnahmen von Facebook.

Eine Erkenntnis der Studie ist also der Zusammenhang zwischen sozialen Verbindungen und stabilen Beziehungen. Ob dadurch Tarotkarten langfristig ersetzt werden können, bleibt unklar.

31 Oct 2013

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Kindesperk

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