taz.de -- Massaker in Guatemala: Rückgabe der Toten

Während des Bürgerkriegs richteten Soldaten im Dorf Dos Erres Hunderte Menschen hin. Jetzt sind die Gebeine der Opfer an ihre Familien überreicht worden.
Bild: Während des Bürgerkriegs von 1960 bis 1996 verschwanden rund 200.000 Menschen im Land.

GUATEMALA-STADT afp | Am 31. Jahrestag des Massakers im Dorf Dos Erres im Norden Guatemalas sind die Gebeine von 163 Opfern an ihre Familien übergeben worden. Unter Tränen brachten Angehörige die sterblichen Überreste am Samstag in Särgen auf den örtlichen Friedhof. Die guatemaltekische Armee hatte zwischen dem 6. und 8. Dezember 1982 insgesamt 201 Einwohner von Dos Erres im Departamento Petén des mittelamerikanischen Landes getötet.

Das Blutbad war eines der schlimmsten während des jahrzehntelangen Bürgerkriegs in Guatemala. Laut Augenzeugen wurden alle Dorfbewohner mit Ausnahme von sieben Kindern getötet.

Den Befehl dazu soll der frühere Militärmachthaber Efraín Ríos Montt gegeben haben, der im Jahr 1982 durch einen Putsch an die Macht gelangt war. [1][Ihm wird wegen Völkermords und Verbrechen gegen die Menschlichkeit während seiner eineinhalbjährigen Gewaltherrschaft der Prozess gemacht.]

In dem Bürgerkrieg der Jahre 1960 bis 1996 zwischen Armee und linksgerichteter Guerilla in Guatemala wurden laut dem Bericht einer Wahrheitskommission aus dem Jahr 1999 etwa 200.000 Menschen getötet oder verschwanden. Wegen des Massakers von Dos Erres wurden im Jahr 2011 fünf Soldaten zu insgesamt mehr als 6000 Jahren Haft verurteilt. Ein weiterer Soldat wurde in den USA festgenommen und könnte an Guatemala ausgeliefert werden.

8 Dec 2013

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