taz.de -- Proteste in der Ukraine: Regierungsviertel blockiert
Die Opposition in der Ukraine hat Straßen und Bürgersteige vor Regierungsgebäuden verbarrikadiert. Sie fordert einen Machtverzicht des Präsidenten.
KIEW dpa | Nach einer Großkundgebung mit Hunderttausenden Demonstranten in Kiew hat die ukrainische Opposition mehrere Regierungsgebäude in der Hauptstadt mit Barrikaden blockiert. Die proeuropäischen Anhänger von Boxweltmeister Vitali Klitschko versperrten Straßen und Gehwege am Montag mit Holzstämmen, großen Zelten und Privatautos.
„Wir tun dies, damit Präsident Viktor Janukowitsch unsere Forderungen endlich hört“, sagte Vitali Klitschko, der gemeinsam mit seinem Bruder Wladimir Oppositionsanhänger auf dem Maidan-Platz (Unabhängigkeits-Platz) besuchte. Dort harrten trotz eisiger Kälte zahlreiche Menschen in Zelten aus.
Nach dem Aufruf des früheren Außenministers Arseni Jazenjuk, das Regierungsviertel zu blockieren, hatten die Sicherheitsbehörden in Kiew Ermittlungen gegen die Opposition wegen angeblichen Umsturzversuchs eingeleitet. „Das ist ein Versuch von Janukowitsch, noch mehr Macht an sich zu reißen“, sagte Jazenjuk. Die Macht gehöre aber dem Volk der früheren Sowjetrepublik, nicht dem Präsidenten.
Bei einem der größten Massenproteste in Kiew seit Jahren hatten Regierungsgegner am Vortag Neuwahlen gefordert. Die Opposition im zweitgrößten Flächenstaat Europas demonstriert seit knapp drei Wochen unter anderem gegen den auf Druck Moskaus gestoppten EU-Kurs der Führung.
9 Dec 2013
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Oppositionspolitiker und Boxweltmeister Vitali Klitschko glaubt, dass die Krise friedlich gelöst werden kann. Die Regierung muss jedoch zurücktreten.
Die Polizei geht gegen die Demonstranten vor, die das Regierungsviertel in Kiew belagern. Festgenommen wurde niemand. Vermitteln will jetzt Catherine Ashton.
Das Büro der Vaterlandpartei von Julia Timoschenko soll Ziel eines Angriffs durch Sicherheitskräfte geworden sein. Eine unabhängige Bestätigung war nicht möglich.
Der ukrainische Präsident Viktor Janukowitsch will sich am Dienstag mit seinen Amtsvorgängern treffen. Diese hatten zuvor ihre Solidarität mit den Demonstrierenden erklärt.
Der ukrainische Schriftsteller Andrej Kurkow über die Hoffnungen der Opposition in der Ukraine und das Beharrungsvermögen der Mächtigen.
Erneut haben Hunderttausende gegen die ukrainische Regierung protestiert. In Kiew fiel ein Lenin-Denkmal. Zwei Szenarien sind nun denkbar.
Bis vor kurzem sah es aus, als ob Russland außenpolitisch alles richtig machte. Doch die Proteste in Kiew legen die narzisstische Statuspolitik offen.
Putin plant die Zollunion mit der Ukraine. Sollte das gelingen, käme Russland seinem Ziel einer „Eurasischen Union“ sehr nahe.