taz.de -- Ex-Geheimdienstchef festgenommen: Gesucht für Mord im Jahr 1983

Kroatien hat einen früheren Geheimdienstchef festgenommen. Deutschland fordert seine Auslieferung für einen Mord aus den frühen 80ern.
Bild: Perkovic soll wegen eines Mordes an einem Kroaten 1983 in Bayern ausgeliefert werden.

ZAGREB afp/dpa | Die kroatischen Behörden haben am Neujahrstag einen früheren Geheimdienstmitarbeiter festgenommen, dessen [1][Auslieferung von Deutschland] gefordert wird. Josip Perkovic habe sich der Festnahme widersetzt, teilte sein Anwalt Anto Nobilo am Mittwoch mit. Der Zagreber Richter Oliver Mittermayer entschied, Perkovic müsse bis zu seiner Auslieferung nach Deutschland in Untersuchungshaft bleiben.

Über die Auslieferung nach Deutschland müsse nun binnen acht Tagen ein Gericht entscheiden. Perkovic hatte für den jugoslawischen Geheimdienst gearbeitet und war später Chef des kroatischen Geheimdiensts. Er soll für die Ermordung des jugoslawischen Dissidenten Stjepan Djurekovic im Jahr 1983 im bayrischen Wolfratshausen verantwortlich sein.

Auch der frühere Geheimdienstagent Zdravko Mustac, dessen Auslieferung ebenfalls von Deutschland verlangt wird, wurde festgenommen. Anwalt Nobilo sagte dem kroatischen Staatsfernsehen HRT, Perkovic könne in Deutschland nicht mit einem fairen Verfahren rechnen und wolle daher in seiner Heimat vor Gericht gestellt werden.

Kroatien [2][begrenzte drei Tage vor seinem EU-Beitritt] zum 1. Juli 2012 die Anwendung des Europäischen Haftbefehls auf Straftaten, die nach August 2002 begangen wurden. Damit wurde nicht nur die Zeit der Balkan-Kriege in den Jahren 1991 bis 1995 ausgenommen, sondern auch Perkovics Fall.

Die Entscheidung Kroatiens hatte für scharfe Kritik aus Brüssel sowie für Verstimmungen zwischen Kroatien und Deutschland gesorgt. [3][Auf Druck der EU-Kommission] verabschiedete das Parlament in Zagreb im Oktober ein Gesetz, mit dem die Begrenzung des Europäischen Haftbefehls zurückgenommen wurde. Mit diesem Gesetz, das nun zum 1. Januar in Kraft trat, wendete das Land umfassende EU-Sanktionen ab.

1 Jan 2014

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