taz.de -- Sexuelle Gewalt in Indien: Deutsche und Dänin vergewaltigt

Eine dänische Touristin soll in Neu Delhi überfallen und vergewaltigt worden sein. Kurz zuvor hatte eine Deutsche einen sexuellen Übergriff angezeigt.
Bild: Aktivistinnen protestieren Anfang Januar in Kalkutta für mehr Schutz von Frauen.

NEU DELHI/ CHENNAI dpa | Innerhalb weniger Tage sind in Indien nach Polizeiangaben eine Deutsche und eine Dänin vergewaltigt worden. Die 18 Jahre alte Deutsche soll schon am Freitag im Schlafwagen eines Zugs in Südindien von einem Mann missbraucht worden sein. „Sie hat am Montag Anzeige erstattet“, sagte eine Polizeisprecherin am Mittwoch. Der mutmaßliche Täter sei gefasst. Das Opfer sei medizinisch untersucht worden. Es werde eine Gegenüberstellung geben. Die junge Frau war als Mitarbeiterin einer Freiwilligen-Organisation von Mangalore nach Chennai unterwegs.

Die Dänin wurde am Dienstagabend während eines Indien-Urlaubs nach eigener Aussage in der Hauptstadt Neu Delhi von mehreren Männern vergewaltigt und ausgeraubt. Die 51-Jährige habe sich auf dem Weg ins Hotel verlaufen, teilte die Polizei am Mittwoch mit. Als sie nach der Adresse fragte, habe eine Gruppe von acht Männern die Frau mit einem Messer bedroht und zu einem abgelegenen Ort gebracht. Dort hätten sich die Angreifer an ihr vergangen, sagte ein Polizeisprecher.

Die Frau habe sich in dem bei Rucksacktouristen beliebten Viertel Paharganj verlaufen, meldete der TV-Sender NDTV. Ihr seien bei dem Überfall auch ein Tablet-Computer und Geld gestohlen worden. In der Nähe des Tatorts seien 15 Männer zum Verhör festgenommen worden. Acht Verdächtige – alle mit krimineller Vorgeschichte – seien identifiziert und würden bald festgenommen.

Die Touristin habe Strafanzeige gestellt, eine medizinische Untersuchung aber abgelehnt. Am Mittwochmorgen sei sie in ihre Heimat zurückgeflogen. Die dänische Botschaft sei über den Vorfall informiert und biete der Frau konsularische Hilfe an, hieß es. Das dänische Außenministerium erklärte, „wir wissen von dem Fall“, äußerte sich aber nicht zu Details.

Wie die Zeitung The Times of India berichtete, war die Dänin vor etwa einer Woche in dem asiatischen Land eingetroffen und hatte unter anderem den Taj Mahal in Agra besucht. Einen Tag vor dem Überfall war sie in Neu Delhi eingetroffen. Die Tat habe sich nach einem Museumsbesuch in der Nähe des Bahnhofs ereignet.

Noch zwei Stunden festgehalten

Nach der Vergewaltigung sei die Dänin noch zwei Stunden von ihren Peinigern festgehalten worden, berichtete die indische Polizei. Mit einer motorisierten Rikscha sei sie schließlich ins Hotel zurückgelangt. „Die Nachtschicht sagte, sie habe geweint und gezittert, als sie zurück ins Hotel kam“, sagte Hotelbesitzer Anil Dahal. „Wir schämen uns sehr, dass das passiert ist.“

Seit der Gruppenvergewaltigung einer Studentin in einem Bus in Neu Delhi Ende 2012 steht sexuelle Gewalt in Indien im Fokus der Öffentlichkeit. Das damalige Opfer war knapp zwei Wochen nach dem Angriff gestorben.

Gerichte arbeiten seitdem schneller: Erst jüngst wurde ein Mann zu lebenslanger Haft verurteilt, weil er sich an einer Spanierin in Mumbai vergangen hat. Sechs Männer, die 2013 über eine Schweizer Touristin herfielen, müssen ebenfalls lebenslang ins Gefängnis.

Trotzdem nehmen die Meldungen über Vergewaltigungen von Frauen, darunter Touristinnen, keinen Abbruch. „Die Regierung in Delhi verspricht schon lange, die Sicherheit für Frauen zu erhöhen, das sollte eine ernsthafte Priorität werden“, sagte die Vorsitzende der „Nationalen Kommission für Frauen“, Mamta Sharma, Journalisten. „Verbrechen gegen Frauen werden weiter regelmäßig begangen.“

Zuletzt hatte vor knapp zwei Wochen der Fall einer Polin Schlagzeilen gemacht. Die 33-Jährige soll von einem Taxifahrer betäubt und vergewaltigt worden sein, als sie mit ihrer zwei Jahre alten Tochter auf dem Weg von Mathura nach Neu Delhi war.

15 Jan 2014

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