taz.de -- Weniger Organspenden in Deutschland: Kein Herz für den Nachbarn
Die Zahl derjenigen, die ein Organ für einen bedürftigen Patienten abgeben, ist auf ein Rekordtief gefallen. Ursache könnten die jüngsten Transplantationsskandale sein.
FRANKFURT/MAIN afp | Nach den Transplantationsskandalen an deutschen Kliniken ist die Zahl der Organspender auf ein neues Rekordtief abgestürzt. Im vergangenen Jahr gab es bundesweit nur noch 876 Organspender und damit 16,3 Prozent weniger als im Vorjahr, wie die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) am Mittwoch in Frankfurt am Main mitteilte. Im Jahr 2012 war die Zahl bereits deutlich auf 1046 Spender gesunken.
In Deutschland wurden damit laut den vorläufigen Zahlen der DSO im vergangenen Jahr nur noch 10,9 Spender pro eine Million Einwohner registriert. Im Jahr 2012 waren es noch 12,8 Spender gewesen. Die Summe der gespendeten Organe sank von 3511 im Jahr 2012 auf 3034 im vergangenen Jahr.
Die DSO sprach von einer „erschütternden Jahresbilanz für die Organspende in Deutschland“. Die Stiftung betrachte die Entwicklung „mit großer Sorge“, erklärte DSO-Vorstand Rainer Hess. Er appellierte an alle Beteiligten, gemeinsam für eine Verbesserung zu sorgen. „Nur gemeinsam können wir für die Organspende das Vertrauen zurückgewinnen, das sie verdient“, mahnte Hess. Den Patienten versicherte er, niemand müsse in Deutschland befürchten, „wegen einer Organspende von den Ärzten zu früh aufgegeben zu werden“.
An mehreren Universitätskliniken waren zuletzt Manipulationen im Zusammenhang mit Lebertransplantationen aufgedeckt worden. In der Folge brachen die Spenderzahlen in Deutschland dramatisch ein.
Die Zahl der Organspenden ging laut DSO-Vorstand Hess im vergangenen Jahr in allen Regionen zurück. Am höchsten war der Rückgang demnach in Bayern mit 23,9 Prozent, am niedrigsten in der Region Nord-Ost mit 9,7 Prozent.
15 Jan 2014
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