taz.de -- Mehdorn bolzt gegen Nachtflugverbot: Die 24-Stunden-Betriebsnudel

Der Berliner Flughafenchef stellt das Nachtflugverbot für den BER-Airport infrage – ein Seitenhieb gegen die Brandenburger Politik. Rüpelhaft findet Künast das.
Bild: BER-Airport: Noch hebt hier keiner ab. Und nachts soll das auch künftig so bleiben. So will es Brandenburgs Landesregierung

BERLIN afp | Der Berliner Flughafenchef Hartmut Mehdorn macht sich erneut unbeliebt – er stellt ein Nachtflugverbot für den Großflughafen Berlin-Brandenburg (BER) grundsätzlich in Frage: „Ein Hauptstadt-Airport sollte nach meiner Überzeugung überhaupt keinerlei zeitlichen Einschränkungen unterliegen, 24 Stunden offen sein. So ist es auf der ganzen Welt“, sagte er der Bild am Sonntag. Die Grünen-Politikerin Renate Künast kritisierte Mehdorns „rüpelhaften Umgang mit dem Schallschutz“.

Eine Ausweitung des Nachtflugverbots am BER würde das komplette Großprojekt ad absurdum führen, sagte Mehdorn. Sollte sich das Land Brandenburg mit seiner Forderung durchsetzen, „hätte man diesen Flughafen gar nicht bauen müssen“. Den Status als internationaler Umsteigeflughafen könne der BER so nicht erreichen, da sich andere Airports nicht nach einem Nachtflugverbot in Berlin richten könnten.

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) will eine längere Nachtruhe – die beiden anderen Flughafen-Eigentümer, das Land Berlin und der Bund, nicht. Mehdorn versicherte, die Sorgen der Anwohner und deren Furcht vor Lärmbelästigung nehme er ernst. „Deswegen gibt es hier schon lange einen sorgsam austarierten und sehr anwohnerfreundlichen Kompromiss bei den Flugzeiten.“ Und deswegen seien Lärmschutzmaßnahmen ergriffen worden, die es in diesem Ausmaß und dieser Qualität nirgendwo auf der Welt gebe. Ohnehin mache jedes Büro-Gespräch mehr Lärm als der zulässige Pegel für Flugzeuglandungen im Hausinneren in der Flughafenumgebung, sagte er.

Zugleich kritisierte der Flughafenchef aber die Anspruchshaltung vieler Deutscher: „Wir leben in einer Wohlstandsgesellschaft und wollen stets pünktlich nach Mallorca kommen. Doch den Lärm sollen andere haben. Das geht nicht.“

Mehdorn: Kritik an Kosten ist ungerechtfertigt

Grünen-Rechtspolitikerin Künast kritisierte den „rüden verbalen Rundumschlag gegen alle und jeden“. Mehdorn solle nicht länger von seiner Aufgabe ablenken, sondern Ruhe geben und sich an die Arbeit machen, erklärte sie in Berlin.

Der Flughafen BER sollte ursprünglich im Juni 2012 in Betrieb genommen werden. Bis heute ist nach mehrfachen Verschiebungen und Terminabsagen ungewiss, wann er in Betrieb gehen kann. Mehdorn versicherte in der Bild am Sonntag, er sei gekommen, den Flughafen fertigzustellen. „Und genau das werde ich tun. Einer muss es machen.“

Kritik an den gestiegenen Kosten für das Bauprojekt nannte der BER-Chef ungerechtfertigt. Seit den ersten Planungen habe sich die Zahl der Passagiere und die Zahl der Quadratmeter annähernd verdoppelt. „Wen überrascht es, dass dies auch für die Kosten gilt?“ Am Ende werde der BER im internationalen Vergleich ein preiswerter Airport sein, sagte Mehdorn. Er lehnte es jedoch ab, die Kosten zu beziffern.

Der Flughafenchef sagte der Bild am Sonntag, er sei mit seiner beruflichen Situation voll zufrieden. „Ich bin ein wunschlos glücklicher Mensch.“ Schulnoten von Leuten, die seine Leistungen nicht beurteilen könnten, interessierten ihn nicht.

8 Mar 2014

TAGS

Brandenburg
Flughafen Berlin-Brandenburg (BER)
Dietmar Woidke
Hartmut Mehdorn
Renate Künast
Flughafen
Hartmut Mehdorn
Flughafen Berlin-Brandenburg (BER)

ARTIKEL ZUM THEMA

Wowereit zu BER: Warte, warte noch ein Weilchen

Klar, kein Problem, Bürgermeister Wowereit. Man kann noch etwas auf die Eröffnung des Flughafens BER in Berlin warten. Und Mehdorn eine Chance geben. Warum nicht.

Nach Krisentreffen im Roten Rathaus: Mehdorn bleibt an Bord

Wowereit betont, dass die BER-Eigentümer und der Airport-Chef das gleiche Ziel haben: Den Flughafen schnell fertig zu bauen. Jetzt ist nur noch der Weg dahin unklar.

BER: Mehdorns Sprint

Flughafenchef Hartmut Mehdorn hat angekündigt, dass der Airport in Schönefeld wohl erst 2016 eröffnen wird. Nun erntet er Häme und Kritik.

Berlin-Brandenburger Flughafen: Was sind schon Jahre?

Nächste Schlappe fürs Krisenprojekt Hauptstadtflughafen. Es besteht die Sorge, dass er auch 2015 nicht eröffnet wird. Die Kritik an Flughafen-Chef Mehdorn ist unüberhörbar.

Kommentar zum BER: Es darf weiter gelacht werden

Dass der Testbetrieb am BER abgesagt wurde, macht Hoffnung: Entweder, dass in Schönefeld endlich Vernunft einkehrt. Oder dass Mehdorn bald seinen Hut nimmt.

Flughafen BER: Mehdorn scheitert mit Testbetrieb

Der Aufsichtsrat stutzt dem BER-Geschäftsführer die Flügel: Aus der geplanten Eröffnung des Nordpiers mit sechs Flügen pro Tag wird nichts.