taz.de -- Suche nach Wrackteilen von MH370: Bilder, keine Teile

Kein einziges Trümmerteil ist bislang gefunden worden, trotz Satellitenbildern. Boing und Malaysia Airlines droht eine Klage der Angehörigen.
Bild: Inzwischen suchen Australien, Neuseeland, die USA, Japan und Korea nach den Wrackteilen der MH370.

PERTH dpa | Neue Satellitenbilder haben die Hoffnung geweckt, bald Wrackteile der verunglückten Malaysia-Airlines-Maschine zu finden. Die Aufnahmen der Airbustochter „Airbus Defence and Space“ zeigten im Indischen Ozean ein Trümmerfeld mit 122 Teilen, sagte der malaysische Verkehrsminister Hishammuddin Hussein am Mittwoch. „Wir müssen betonen, dass wir nicht wissen, ob diese Objekte zu Flug MH370 gehörten“, sagte er. Noch ist keines der möglichen Bruchstücke gefunden worden. Australiens Premierminister ließ durchblicken, dass die Suche nicht ewig fortgesetzt werden kann. Chinas Regierungschef sagte dagegen, es würden keine Mühen gescheut.

Nach Ansicht von Forschern wird es wegen der Strömungen in dem Seegebiet immer schwieriger, die Absturzstelle noch zu finden. Nach Angaben Husseins sind einige Teile auf den neuen Satellitenbildern bis zu 23 Meter lang. Die Aufnahmen stammten vom vergangenen Sonntag und zeigten die Region, in der bereits mit Flugzeugen und Schiffen gesucht wird: etwa 2500 Kilometer südwestlich von Perth in Australien. Die Maschine mit 239 Menschen an Bord, die meisten von ihnen Chinesen, ist seit dem 8. März verschwunden.

Die auf früheren Satellitenaufnahmen entdeckten Objekte wurden bislang nicht entdeckt. Die Suche ging am Mittwoch nach einer 24 stündigen Unterbrechung wegen schlechten Wetters weiter. Die Crews an Bord von zwölf Flugzeugen und zwei Schiffen konnten weiter keine möglichen Wrackteile ausmachen.

Australien kann die Suche nach den Worten von Regierungschef Tony Abbott nicht ewig fortsetzen. „Wir suchen weiter, weil wir es den Menschen schuldig sind, alles zu tun, um dieses Rätsel zu lösen“, sagte Abbott am Mittwoch im Parlament. „(Die Suche) ist nicht völlig unbefristet, aber dies ist nicht etwas, was wir leicht aufgeben würden.“ Der Einsatz eines einzigen Aufklärungsflugzeugs kostet nach Schätzungen mehr als 60 000 Euro am Tag.

Priorität: Blackboxen

Die genaue Absturzstelle zu finden, hat weiter höchste Priorität. Dort müsste der Rumpf der Maschine auf dem Meeresboden liegen, mit den beiden Blackboxen. Die Ermittler erhoffen sich davon Aufschluss über die Ursache des Irrflugs. Sie war nach dem Start in Kuala Lumpur vom Kurs nach Peking abgewichen und ohne funktionierende Kommunikationssyteme bis zu acht Stunden - so lange, wie der Treibstoff reichte - Richtung Süden geflogen. Warum, ist unklar.

Die Blackboxen funken ihre Position, aber ein Peilsender muss wenigstens in der Nähe sein, um das Signal aufzufangen. Nach 30 Tagen gehen die Batterien aus, das wäre am 7. April. Die Boxen selbst könnten zwei bis drei Jahre in Wasser intakt bleiben, sagte der französische Tiefseetechniker Sylvain Pascaud, der an der Suche und Bergung des 2009 im Atlantik abgestürzten Air France-Flugzeugs beteiligt war. Das Wrack wurde erst nach zwei Jahren gefunden. „Wenn man das Suchgebiet (die wahrscheinlich Absturzstelle) hat, kann man Tauchroboter einsetzen und es sollte nicht ewig dauern, das Flugzeug zu finden“, sagte er.„ Aber: Man braucht Wrackteile.“

Etwaige Wrackteile seien bei der turbulenten Strömung schon viel zu weit abgedriftet, als das noch verlässliche Angaben zu ihrer Herkunft gemacht werden könnten, sagte David Griffin, Ozeanograph des australischen Forschungsinstituts CSIRO. „Der einzige Wert eines Funds heute ist eigentlich nur noch, dass wir dann einen Beweis haben, dass die Maschine abgestürzt ist“, sagte er.

„Wenn die Strömung gradlinig ist, bewegt sich das Treibgut wie auf einer Autobahn. Aber es gibt dort viele mehrspurige „Autobahnkreuze“, und je nachdem, in welcher Spur das Stück ist, kann es in eine ganz andere Richtung getrieben werden. Ein kleiner Fehler in unseren Annahmen kann später zu einem kolossal falschen Ergebnis führen.“

Klagegrundlage technischer Fehler

China machte erneut Druck auf Malaysia, präzise Auskünfte zu den Ermittlungen zu geben. Auf einer Kabinettssitzung betonte Regierungschef Li Keqiang nach Angaben der Staatsmedien vom Mittwoch, dass keine Mühen gescheut würden, um das Flugzeug zu finden. Malaysia solle die Suchaktion weiter koordinieren und die chinesischen Experten in die Ermittlungen einbeziehen, hieß es. China hatte sich immer wieder unzufrieden über die Informationspolitik Malaysias gezeigt.

Derweil droht Boeing und Malaysia Airlines eine Klage von Angehörigen der Passagiere der Maschine. Hintergrund sei die Vermutung, dass die Maschine wegen eines technischen Fehlers abgestürzt sei, erklärte die US-Kanzlei Ribbeck. Die Anwälte aus Chicago gingen davon aus, bei einer Klage in den USA voraussichtlich die Familien von mehr als der Hälfte der Passagiere zu vertreten.

Vor einem Gericht im Bundesstaat Illinois sei bereits ein Antrag gestellt worden, um mögliche Konstruktions- oder Herstellungsmängel der Boeing 777 feststellen zu können. Eine Klage solle in Kürze folgen. Neben Entschädigung in Millionenhöhe für die Hinterbliebenen soll von Boeing auch eine Überarbeitung der gesamten 777er-Flotte gefordert werden.

Die Kanzlei vermutet als Grund für das Verschwinden, dass Pilot und Co-Pilot ohnmächtig geworden seien. Ursache seien möglicherweise entweder ein Brand wegen eines technischen Defekts oder ein Druckabfall in der Kabine nach einem Schaden am Flugzeug, erläuterten die Anwälte. „Bis ihm der Treibstoff ausging, war das Flugzeug für mehrere Stunden als Geisterflugzeug unterwegs“, sagte Ribbeck-Juristin Monica Kelly. Boeing wollte sich nicht dazu äußern. Malaysia Airlines war zunächst nicht zu erreichen.

Mögliche Schadenersatzzahlungen an die Angehörigen könnte die Fluggesellschaft Malaysia Airlines Experten zufolge in Schwierigkeiten bringen. Seit drei Jahren verdient die Fluggesellschaft zu wenig Geld, um die Kosten zu decken. Eine Zusatzbelastung könnte demnach Staatshilfen notwendig machen.

26 Mar 2014

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