taz.de -- Autoritäre Erziehung in Heimen: Haasenburg bald wieder offen?

Im Streit um die Schließung der Haasenburg-Heime legt das Gericht einen Vergleichsvorschlag vor. Das könnte den Betrieb wieder ermöglichen.
Bild: Wegen Misshandlungsvorwürfen wurde den Heimen der Haasenburg GmbH die Betriebserlaubnis entzogen.

POTSDAM taz | Der Vergleichsvorschlag im Rechtsstreit um die umstrittenen Haasenburg-Jugendheime des Oberverwaltungsgerichtes (OVG) Berlin-Brandenburg liegt jetzt vor. „Er ist eingegangen", bestätigte der Sprecher des Jugendministeriums Stephan Breiding am Dienstag einen Bericht der Lausitzer Rundschau. Details zum Inhalt wollte er nicht nennen.

Das OVG hatte überraschend bei einem Erörterungstermin vor zwei Wochen entschieden, dem Betreiber und dem Jugendministerium einen Vergleich vorzuschlagen. Mit einer solchen Einigung sollen beide Seiten leben können. Bislang gingen Insider allenfalls von einer finanziellen Entschädigung für der Träger aus.

Doch könnte der Vorschlag der Richter nach Informationen der taz darauf hinauslaufen, dass der Betrieb für die Haasenburg GmbH wieder ermöglicht werden soll. Ministeriumssprecher Breiding wollte sich dazu nicht äußern. Das Papier werde jetzt geprüft. Es werde so schnell wie möglich eine Entscheidung getroffen. „Unsere Botschaft lautet: Die Schließung der Haasenburg war und ist richtig. Daran hat sich nichts geändert", sagte Breiding.

Das sahen vergangene Wochen auch alle fünf Fraktionen im Brandenburgischen Jugendausschuss so. „Ich kann mir nicht vorstellen, auf welcher pädagogischen Basis mit diesem Träger eine zielführende Pädagogik möglich ist", sagt der Ausschussvorsitzende Torsten Krause (Die Linke). Der Bericht der unabhängigen Untersuchungskommission habe ein problematisches pädagogisches Agieren des Trägers nachgewiesen. Es sei auch nicht ersichtlich, mit welchen Argumenten ein Vergleich sich begründen ließe.

Das Ministerium hatte der Haasenburg GmbH wegen Misshandlungsvorwürfen Ende 2013 die Betriebserlaubnis entzogen. Der Betreiber war mit einem Eilantrag dagegen vor dem Verwaltungsgericht Cottbus gescheitert und zog dann vor das OVG.

In den Heimen in Jessern (Dahme-Spreewald), Müncheberg (Märkisch-Oderland) und Neuendorf am See hatten Jugendämter aus ganz Deutschland Kinder und Jugendliche untergebracht. (mit Material der dpa)

1 Apr 2014

AUTOREN

Kaija Kutter

TAGS

Schwerpunkt Haasenburg Heime
Schwerpunkt Haasenburg Heime
Schwerpunkt Haasenburg Heime
Brandenburg
Schwerpunkt Haasenburg Heime
Schwerpunkt Haasenburg Heime
Geschlossene Kinderheime
Schwerpunkt Haasenburg Heime
Brandenburg
Jugendhilfe
Jugendhilfe
Schwerpunkt Haasenburg Heime
Schwerpunkt Haasenburg Heime

ARTIKEL ZUM THEMA

Haasenburg-Untersuchungskommission: Fälschungsvorwurf abgewehrt

Der Jugendheim-Betreiber wirft dem Ministerium vor, den Bericht der Untersuchungskommission verändert zu haben. „Unsinn“, kontert der Vorsitzende.

Ministerin über Haasenburg-Entscheidung: „Das darf sich nicht wiederholen“

Jugendministerin Münch (SPD) begründet ihre Ablehnung eines Vergleichs mit der Haasenburg. Das Kindeswohl wäre auch mit neuem Konzept nicht gesichtert.

Umstrittene Haasenburg-Heime: Ministerin lehnt Wiederöffnung ab

Im Rechtsstreit um die Schließung der Haasenburg lehnt Brandenburgs Ministerin Münch einen Vergleich ab. Jetzt entscheidet das Oberlandesgericht.

Mögliche Wiederöffnung der Haasenburg: Ex-Heimkind sammelt Unterschriften

Die 17-jährige Christina Witt startet eine Online-Petition gegen die Wiederöffnung der Haasenburg-Heime. Das Ministerium will bis Mitte der Woche entscheiden.

Psychologe über Haasenburg-Heime: „Ein Schlag für die Jugendlichen“

Die Uniklinik München erforscht, welche Folgen die Heime der Haasenburg bei Jugendlichen hinterlassen haben – und warnt vor einer Wiedereröffnung der Einrichtungen.

Kommentar Bericht über Haasenburg: Nichts als Propaganda

In einer Geschichte über die Haasenburg und ihren Rechtstreit betet eine Zeitung krude Argumentationen der Anwälte der Firma nach. Job verfehlt.

Prozess um Kinderheime: Haasenburg will Geld vom Staat

Das Brandenburger Ministerium ließ die Heime der Haasenburg GmbH schließen, diese zog vor Gericht. Jetzt könnte die Skandal-Firma Schadensersatz erhalten.

Autoritäre Erziehung in Heimen: Christliche Hiebe

Die Geschichte der Heimerziehung ist eine von brutaler Gewalt. Vor allem die christlichen Kirchen machen sich bis heute schuldig.

Sozialpädagoge über Jugendhilfe: „Wir erleben ein Rollback“

Manfred Kappeler initiierte mit Ulrike Meinhof die Heimkampagne. Er begründete eine Reform der autoritären Erziehungsvorstellungen.

Neuer Haasenburg-Bericht: Alles bestens, alles fein

Trotz der heftigen Missstände habe die Heimaufsicht bei der Haasenburg GmbH funktioniert, behauptet ein Ministeriumsbericht.

Haasenburg GmbH: Das Versagen der Heimaufsicht

Brandenburgs Bildungsministerin Martina Münch (SPD) wird noch heute erklären, wie sie in Zukunft die Heimaufsicht reformieren will.