taz.de -- Vergewaltigungsprozess in Indien: Drei Männer zum Tode verurteilt

Sie hatten 2013 eine Fotojournalistin vergewaltigt, nun sind sie die ersten Täter, die die Höchststrafe erhalten. Ein anderer Prozess endete mit 24 langen Haftstrafen.
Bild: Da war er noch nicht verurteilt: Einer der Angeklagten im Vergewaltigungsprozess wird aus dem Gericht abgeführt

NEU DEHLI ap | Drei Männer sind in Indien wegen der Vergewaltigung einer Fotojournalistin zum Tode verurteilt worden. Grundlage des Todesurteils sei das 2012 verschärfte Gesetz gegen sexuelle Übergriffe, sagte Staatsanwalt Ujjwal Nikam am Freitag. Die drei Männer waren für schuldig befunden worden, die Frau im vergangenen Jahr in einer verlassenen Textilfabrik in Mumbai vergewaltigt zu haben. Ein vierter Angeklagter wurde zu lebenslanger Haft verurteilt.

Richterin Shalini Phansalkar-Joshi sagte, der Angriff sei von „teuflischer Natur" gewesen, und das Urteil sende eine „deutliche Botschaft“ an die Gesellschaft. „Das ist der erste Fall, bei dem die Todesstrafe über Verurteilte verhängt wird, während das Opfer lebt“, sagte Staatsanwalt Nikam.

Indien hatte die Gesetze nach der tödlichen Gruppenvergewaltigung einer 23-jährigen Studentin im Dezember 2012 in Neu-Delhi verschärft und auch die Prozesse beschleunigt. In jenem Fall waren vier Männer ebenfalls zum Tode verurteilt worden. Die Tat hatte weltweit Entsetzen und Empörung ausgelöst. Die Verfahren in Neu-Delhi und in Mumbai gingen in der sonst äußerst langsam arbeitenden Justiz innerhalb von sieben Monaten über die Bühne.

Die drei zum Tode Verurteilten waren im März bereits wegen der Vergewaltigung einer anderen Frau in derselben verlassenen Fabrik schuldig gesprochen worden. Sie seien Gewohnheitsverbrecher, sagte Nikam. Ihre Todesstrafe könnnen sie innerhalb von drei Monaten anfechten.

Verurteilung wegen Massenvergewaltigung

Ebenfalls am Freitag verurteilte ein anderes indisches Gericht 24 Männer wegen der Entführung und Massenvergewaltigung einer Jugendlichen vor 18 Jahren zu Gefängnisstrafen. Einer müsse lebenslang, die 23 anderen sieben bis elf Jahre ins Gefängnis, teilte eine Anwältin der Verteidigung am in der Stadt Ernakulam im Staat Kerala mit.

Das 16-jährige Opfer war 1996 entführt worden und musste anschließend eine anderthalbmonatige Tortur über sich ergehen lassen. Sie wurde von den nun Verurteilten in Häusern, Hotels, Autos und sogar öffentlichen Bussen vergewaltigt. Unter ihren Peinigern befanden sich unter anderem ein emeritierter Professor, Anwälte, Geschäftsleute und Regierungsbeamte.

Bis auf einen der Angeklagten hatte ein Gericht die übrigen 2005 freigesprochen. Indiens höchstes Gericht ordnete im vergangenen Jahr ein Wiederaufnahmeverfahren an.

4 Apr 2014

TAGS

Mumbai
Todesstrafe
Indien
Vergewaltigung
Vergewaltigung
Vergewaltigungsopfer
Indien
Indien
Indien
Indien
Sexismus
Indien
Indien
#Aufschrei

ARTIKEL ZUM THEMA

Vergewaltigungen in Indien: Polizisten festgenommen

Zwei Mädchen werden in Indien vergewaltigt, ihre Familien finden die Leichen in einem Baum. Die Polizei befasst sich erst nach öffentlichem Druck mit dem Verbrechen.

Vergewaltigungen in Indien: Empörung über getötete Mädchen

In Indien sind zwei Mädchen nach einer Gruppenvergewaltigung erhängt gefunden worden. Frauenrechtler werfen der Polizei Mittäterschaft vor.

Dritter Wahltag in Indien: Fiepen für die Hindunationalisten

Am Donnerstag wurde in Indien über 91 der insgesamt 543 Parlamentssitze entschieden. Im Osten des Landes starben zwei Soldaten bei einem Anschlag.

Todesurteile für Vergewaltiger in Indien: Grausam genug für die Todesstrafe

2012 wurde in Indien eine Frau vergewaltigt und ermordet. Die Verurteilten legten Berufung ein. Ein Gericht hält die Todesstrafe jedoch für gerechtfertigt.

Sexuelle Gewalt gegen Frauen: Die Wirklichkeit mal andersrum

Laut einer neuen Studie hat jede 14. Frau sexuelle Gewalt erfahren. Ein Video widmet sich dem Thema Sexismus, indem es die Rollen umkehrt.

Gruppenvergewaltigung in Indien: Das Oberste Gericht greift ein

Die Gewalttat gegen eine junge Frau wird vom höchsten indischen Gericht untersucht. 13 Verdächtige, darunter der Dorfrat, der sie anordnete, wurden festgenommen.

Dorfrat in Indien befiehlt Vergewaltigung: Brutale Strafe für verbotene Liebe

Eine Inderin verliebt sich in einen Mann eines anderen Stamms. Weil ihre Eltern die Geldstrafe dafür nicht zahlen können, wird sie auf dem Dorfplatz vergewaltigt.

Debatte Sexismus: Ein #Aufschrei der Vielen

Eine Frau, die glaubt, ein unglücklicher Einzelfall zu sein, wird keine Revolte starten. Vor einem Jahr hat #aufschrei gezeigt, wie Kollektive entstehen können.