taz.de -- Selbstmordattentat in Nigeria: Acht Tote am Fußballabend

Ein Selbstmordattentäter sprengte sich in die Luft, als sich Fans gemeinsam das Champions-League-Finale ansahen. Verdächtigt wird die Terrorgruppe Boko Haram.
Bild: Kaum sind die Trümmer der Autobomben vom Marktplatz in Jos beseitigt, erfolgt der nächste Terroranschlag.

JOS dpa/afp | Bei einem Bombenanschlag in der zentralnigerianischen Stadt Jos sind nach Berichten eines Augenzeugen acht Menschen getötet worden. Die Explosion ereignete sich in der Nacht zum Sonntag, Ziel der Attacke waren Zuschauer des Finales der Fußball-Champions-League.

Der Anschlag löste eine Massenpanik aus, sagte Zeuge Abdullateef Adio. Er habe acht Leichen gesehen, etwa 50 Menschen seien verletzt worden. Drei Gebäude fingen durch die Explosion Feuer. Ein Polizeisprecher bestätigte jedoch nur zwei Tote, einer davon der Selbstmordattentäter, und zwei Verletzte.

Ein weiterer Augenzeuge sagte der Zeitung Daily Trust, der Sprengsatz sei detoniert, kurz bevor der Attentäter die Menschen an einem öffentlichen Treffpunkt erreichte. Zu dem Zeitpunkt waren einige Minuten der zweiten Halbzeit gespielt. Versteckt war der Sprengsatz offenbar in einem Auto.

Bislang bekannte sich niemand zu dem Anschlag. Nach Einschätzungen von Beobachtern könnte die islamistische Terrorgruppe Boko Haram verantwortlich sein. Die Gruppe mit Kontakten zu nordafrikanischen Al-Kaida-Ablegern ist seit 2009 verantwortlich für den Tod Tausender Menschen in Nigeria, dem bevölkerungsreichsten Land Afrikas.

Kein Spur von den Mädchen

Boko Haram will zumindest im muslimischen Norden Nigerias einen fundamentalistisch-islamischen Staat errichten. Bei den Explosionen zweier Autobomben auf einem belebten Markt waren erst vor wenigen Tagen in Jos mehr als 100 Menschen getötet worden.

Mitte April hatte die Terrorgruppe mehr als 200 Schulmädchen im Norden Nigerias entführt. Die Islamisten drohen, die Mädchen zu verkaufen, wenn die Regierung in Abuja gefangene Boko-Haram- Mitglieder und deren Angehörige nicht freilässt. Bisher fehlt trotz der Unterstützung von amerikanischen und europäischen Experten und dem Einsatz von westlichen Aufklärungsflugzeugen noch jede Spur von den Mädchen.

Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) hat angesichts der Gewalt durch die nigerianische Islamistengruppe vor einer Destabilisierung der gesamten Region gewarnt. „Die Gruppierung muss ernst genommen werden“, sagte Müller. „Wir können aber nicht die Erwartung wecken, dass wir aus Deutschland oder aus Europa diese Konflikte lösen könnten“, fügte er hinzu.

„Wir können dazu beitragen, mit Konfliktprävention, Bildungsangeboten oder einem Dialog der Religionen Perspektiven für die Menschen in Nigeria mit zu entwickeln. Es wäre vermessen zu glauben, dass wir solche terroristischen Gruppierungen mit einem radikalen Ansatz stoppen könnten.

Nigeria sei durch dieses „schreckliche Verbrechen“ der Boko Haram, die Entführung von Schülerinnen im Norden des Landes, ins Licht der Weltöffentlichkeit gerückt. „Im Augenblick geht es darum, die entführten Mädchen zu befreien und mit Unterstützung der Franzosen und anderer das Drama zu beenden“, sagte Müller.

25 May 2014

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