taz.de -- Kolumne Rambazamba: So nicht, Herr Brasi!
Was soll das? Brutalo-Demos, Bräsi-Fußball und Betrug: So haben wir uns die Fußball-Weltmeisterschaft nicht vorgestellt.
Brasis ballaballa: Da ist die ganze Welt zu Gast, sogar aus Afrika und Russland sind alle gekommen, freuen sich auf Caipi und Schoki-Schnecken und Samba-Fußball… und dann das: brutale Straßenschlachten, böses Tränengas und Betrugsfußball! So brutal war’s nicht mal bei der WM in Südafrika – und die war in Afrika!
Jetzt fragen alle: Können die nicht ein andermal Steine werfen, Demonstranten vermöbeln, Regenwald abholzen, Straßenkinder abmurksen – all das, was der Brasi halt so macht, wenn keiner hinschaut? Muss das bei einer Fußball-Weltmeisterschaft sein?
Fakt ist: Das muss nicht sein. Das ist nämlich keine Demo-Weltmeisterschaft oder Tränengas-Weltmeisterschaft oder Neoliberalismus-doof-find-Weltmeisterschaft. Das ist – Achtung, Brasis, jetzt mal genau mitschreiben! – eine Fuuu-huuuß-baaa-hall-Weltmeisterschaft! Wenn ihr keine Lust auf Fußball habt, hättet ihr euch das früher überlegen müssen.
Aber da ist schon das nächste Problem: Die Brasis zeigen kein bisschen Samba-Caipi-Zauberfußball, hängen bräsig auf dem Spielfeld rum, schüchtern den Schiri ein: Wenn du uns nicht den Sieg schenkst, gibt es noch mehr Krawall. So haben WIR uns diese WM nicht vorstellt! Und die armen Kroaten (trendige Tischtuchtrikots!) auch nicht.
14 Jun 2014
AUTOREN
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Griechenland hatte die ganze Welt gegen sich. Dabei hat das griechische Team daran erinnert, was Fußball wirklich ist: Arbeit, Arbeit, Arbeit.
Algerien gehört zwar nur halb zu Afrika, steht aber im Achtelfinale. Was ist da bei Ghana los? Wie lange wollen wir uns dieses Elend noch ansehen?
Das Land schwächelt zur WM: In Deutschland weicht gewöhnlicher multikultureller Patriotismus sachlicher Fußballatmosphäre.
Gibt es Fans, die nach der Niederlage ihrer Mannschaft auch noch die Tribüne putzen? Ja, diese höflichen Schlachtenbummler kommen aus Japan.
Klima! Schlimm! Sepp Maier sieht die Südamerikaner bei der WM im Vorteil. Schuld ist das stetig wiedergekäute Vorurteil vom heißen Kontinent.
Weil ihm sein Handy auf dem Weg zum Stadion geklaut wurde, verdammt ein Springer-Reporter eine ganze Stadt. Dabei entlarvt er sich selbst.
An der Copacabana gucken 20.000 Fans das Auftaktspiel. Parallel kommt es in mehreren Städten zu Verletzten, Festnahmen und Tränengaseinsätzen.
Jetzt reden wieder alle über Fußball. Alle? Und wenn schon! Wer nicht mitreden will, kann ja auch Gertrude Stein lesen, statt Spielverderber zu sein.