taz.de -- Kolumne Rambazamba: Tippen versaut die WM
Wer Wettkönig werden will, muss auf entspanntes WM-Schauen verzichten. Chronik eines Ausstiegs, der auch ein Anfang sein kann.
12. Juni: Na das fängt ja gut an. Brasilien gegen Kroatien. Es steht 1:0 für Kroatien. Die tragen nicht nur die hässlichsten Trikots, nein, jetzt schießen die sogar ein Tor – gegen Brasilien. Wieso hat Marcelo da nicht aufgepasst, stellt sich doch sonst nicht so blöd an. Das war nicht vorgesehen, mein Tipp war 1:0 für Brasilien. Wollen die mir wirklich den Start im großen taz-WM-Tippspiel kaputtmachen? Volle drei Punkte für das korrekte Ergebnis sind schon mal futsch.
Na ja, ein Zweier kann’s noch werden, für die richtige Tordifferenz, müssen die Brasilianer eben noch zwei Tore schießen. Schaffen sie auch. Okay, Freds Faller im Strafraum ist ein Witz, aber egal, ich brauch das 2:1 für den Tipp. Ein Zweier ist für den Start eigentlich ganz okay, aber halt! Oscar schießt doch tatsächlich in der letzten Minute noch ein Tor, auch noch mit der Pike. Pike konnt ich noch nie leiden. So ein Mist.
14. Juni: Stresst ganz schön, die Tipperei. Irgendwie wollen die Mannschaften nicht so richtig mitziehen. Kamerun reißt nichts gegen Mexiko, die Spanier sind völlig von der Rolle, und die Griechen schaffen es nicht mal mehr, Beton anzurühren. Selbst die Urus, mein Geheimfavorit, gewinnen nicht wie getippt 3:0, sondern verlieren sogar. 1:3 gegen Costa Rica – das macht echt keinen Spaß. Wie die Costa Ricaner das Match komplett gedreht haben, war schon toll, aber ich schmier mit meinen Tipps total ab. Irgendwas stimmt hier nicht.
17. Juni: Auf nichts kann man sich verlassen, jetzt verliert auch noch Ghana gegen die USA.
18. Juni: Spanien gegen Chile. Jetzt, wo es drauf ankommt, werden sich Iniesta, Ramos und Casillas doch zusammenreißen! Also Sieg Spanien. Aber aus dem All ertönen irgendwelche „Venceremos“-Rufe. Sieg Chile? Es zerreißt mich fast. Ich steig aus – und gebe mich dem Spiel hin. Ist das schön! Jetzt geht die WM richtig los.
23 Jun 2014
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