taz.de -- Die Wahrheit: Angetäuschter Schnitt
Erkenntnisse eines WM-Pathologen (12): Angeblich ist der Heilerfolg mit echter und mit vorgetäuschter Operation gleich.
Die Welt ist im Fußballfieber. Bernd Gieseking untersucht die Pathologie des Geschehens. Der Linksfuß kennt alle Krankheitsbilder, die mit Ball zu tun haben.
Ich hatte ja Knie. Bis gestern. Da war ich unterm Messer. Aber nun habe ich zum Entsetzen meines Operateurs einen Artikel über Placebo-Operationen gelesen. Jetzt weiß ich gar nicht, ob ich überhaupt operiert worden bin.
Angeblich ist der Heilerfolg mit echter und mit vorgetäuschter Operation gleich. Man sprach von „suggestiver Kraft der Chirurgie“. Der chilenische Nationalspieler Arturo Vidal war erst am 6. Mai am Knie operiert worden, spielte aber am 18. Juni gegen Spanien deren Spielmacher Busquets schon schwindelig! Und schmiss Spanien aus dem Turnier! Das war garantiert eine Placebo-OP. Nur außen eingeritzt, damit der Patient glaubt, es wär was passiert. Wenn die Ärzte in Vidals Knie drin gewesen wären, wär das gar nicht drin gewesen.
Bin ich vielleicht doch fit bis zum Endspiel? Aber wie wird so eine Placebo-Operation überhaupt abgerechnet? Am schlimmsten fände ich, wenn die Ärzte das Geld bekämen, ohne was gemacht zu haben!
24 Jun 2014
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