taz.de -- Nigeria - Argentinien (Gruppe F): Die nächste One-Messi-Show

Zweimal gleicht Nigeria gegen den Favoriten aus, das 2:3 kann es nicht mehr kontern. Dennoch steht es als erstes afrikanisches Team im Achtelfinale.
Bild: Reingezirkelt: Lionel Messis zweiter Treffer

Die Startbedingungen: Argentinien ist mit sechs Punkten bereits für das Achtelfinale qualifiziert, ein Unentschieden reicht, um den Gruppensieg einzufahren. Nigeria wäre bei einem Sieg oder einem Unentschieden ebenfalls sicher weiter. So ist auch in diesem Duell ein Schande-von-Gijon-Faktor vorhanden.

Bei einer Niederlage der Nigerianer käme es darauf an, was Iran im Spiel gegen Bosnien und Herzegowina macht. Gewinnen sie hoch genug, könnten sie noch auf Platz zwei ziehen. Und dann [1][droht ja auch noch das Los].

Der Spiel: Wow, was für ein Beginn! Zack, zack, zack. Argentiniens Ángel Di María schießt nach nur drei Minuten an den linken Torpfosten. Von da springt der Ball an den Kopf des nigerianischen Keepers Vincent Enyeama, dann wieder an den Pfosten – und schließlich vor die Füße Lionel Messis: Der hämmert ihn unter die Latte, 1:0. Nigerias Stürmer Ahmed Musa nimmt den Rückstand einigermaßen humorlos hin – und gleicht im Gegenzug einfach direkt mal aus. Auf halblinks zieht er ins rechte lange Eck. Argentiniens Verteidiger Pablo Zabaleta sieht dabei im Übrigen um einiges älter aus als 29.

Leider ist das Spektakel damit für die erste Halbzeit auch schon so gut wie aufgebraucht. Das Spiel wird zunehmend statisch, einzig Di María und Messi fallen zwischenzeitlich mit Schüssen und Einzelaktionen auf. Und so sind es auch zwei Messi-Freistöße kurz vor der Pause die nächsten Highlights: Bei Versuch eins scheitert Argentiniens Topstar noch an Keeper Enyeama, der zweite Ball aber liegt bestens in der Luft und segelt in Richtung rechter Torwinkel. Messis viertes WM-Tor – 2:1 Argentinien.

Hälfte Zwei: Same procedure as in the first half! Nur trifft nun zuerst Nigerias Musa nach drei Minuten, als er nach tollem Zuspiel von Emmanuel Emenike ins linke untere Eck einschiebt. Kurz darauf netzt Marcos Rojo, Verteidiger der Albiceleste, nach einer Ecke zur erneuten Führung für Argentinien ein – 3:2. Rojo trifft nach Kopfballverlängerung mit dem Knie.

Argentinien bleibt danach am Drücker, es geht im Lauf der zweiten Hälfte etwas munterer zu als in Hälfte eins. Chelseas John Obi Mikel hat in der 60. Minute die beste Chance zum Ausgleich für Nigeria. Danach plätschert es dann ein wenig dem Ende entgegen, Argentinien erspielt sich – auch nach Messis Auswechslung nach gut einer Stunde – weiterhin die besseren Chancen. Vor allem Di María überzeugt. Und Argentinien hat trotz mäßiger Leistungen neun Punkte aus drei Spielen geholt.

Der entscheidende Moment: Das 3:1 Bosniens gegen den Iran [2][im anderen Spiel] in Salvador da Bahia. Fortan ist für Nigeria klar, dass sie nicht mehr unbedingt ausgleichen müssen.

Der Spieler des Spiels: Messi. Beschenkt sich nachträglich zum 27. Geburtstag am Dienstag mit zwei Toren. Aktuell ist er gleichauf mit Neymar [3][bester Torschütze der WM]. Wird nach 63 Minuten vom Platz genommen und geschont.

Die Pfeife des Spiels: Die argentinische Abwehr kann man in der Pfeife rauchen. Sie ist immer wieder viel zu einfach auszuspielen.

Die Schlussfolgerung: Was man von Argentinien halten soll, weiß man immer noch nicht so recht. Kann sein, dass sie einfach immer so weiter machen – und plötzlich im Finale stehen. Mit Nigeria steht das erste afrikanische Team im Achtelfinale. Die Achtelfinalgegner werden um 22 Uhr zwischen Frankreich, Schweiz, Honduras und Ecuador ermittelt.

Und sonst? Klarer neuer Trend bei dieser WM ist das Knietor.

25 Jun 2014

LINKS

[1] /Entscheidung-Gruppe-F/!141080/
[2] /Bosnien-Herzegowina---Iran-Gruppe-F/!141170/
[3] /!140476/

AUTOREN

Jens Uthoff

TAGS

Nigeria
Argentinien
WM 2014
Lionel Messi
Lionel Messi
WM 2014
Achtelfinale
WM 2014
Argentinien
Schwerpunkt Frankreich
Salvador da Bahia
Algerien
Nigeria
Argentinien
Nigeria
Fußball
Argentinien
WM-Check

ARTIKEL ZUM THEMA

Messi tritt nicht mehr für Argentinien an: Das Ende eines großen Spiels

Einer der derzeit größten Fußballer beendet seine Karriere als Nationalspieler. Den Anspruch, der Allergrößte zu werden, hat Messi damit aufgegeben.

Argentinien vor dem Viertelfinale: Von Kollektivaufgaben entbunden

Lionel Messi ist der Genialste der „Albiceleste“. Vor allem zum Schluss einer Partie dreht er auf. Für sein Team hat sich das bislang bewährt.

WM-Achtelfinale Argentinien – Schweiz: Hitzfeld ist nun Rentner

Argentinien schlägt die Schweiz mit 1:0. Die Entscheidung fällt erst kurz vor Ende der Verlängerung. Di Marias Tor beendet die Karriere eines großen Trainers.

Vorschau Argentinien – Schweiz: Peps Dialektik

Bei den Bayern ist der Schweizer Xherdan Shaqiri meist nur Einwechselspieler. Im Achtelfinale aber sieht Guardiola in ihm eine Gefahr für Argentinien.

Fußballland Argentinien: Krise? Schön den Ball flach halten!

Was interessiert schon ein drohender Staatsbankrott oder ein korrupter Verband, wenn Stürmer Agüero am linken Oberschenkel verletzt ist?

WM-Achtelfinale Frankreich – Nigeria: Kein Qualitätskick

Frankreich kann beim Sieg gegen Nigeria nur selten überzeugen. Die Afrikaner sind lange besser, kassieren aber zwei vermeidbare Tore.

Bosnien-Herzegowina - Iran (Gruppe F): Jetzt ist niemand mehr torlos

Iran hatte die historische Chance, das Achtelfinale zu erreichen. Nutzte sie aber nicht. Bosnien und Herzegownia hätte es verdient, weiterzukommen.

Die afrikanischen Teams bei der WM: „Ich glaube, wir werden Weltmeister“

Algerien, Ghana, Nigeria und die Elfenbeinküste haben bei der WM erst versagt und dann aufgeholt. Kommt da noch was?

Nigeria – Bosnien-Herzegowina (Gruppe F): Kraft setzt sich durch

Dank des 1:0-Sieges gegen Bosnien-Herzegowina hat Nigeria weiterhin Chancen aufs Achtelfinale. Die Jungs vom Balkan müssen heimfahren.

Argentinien - Iran (Gruppe F): Ein blamabler Sieg

Argentinien enttäuscht gegen den Iran 90 Minuten lang. Erst in der Nachspielzeit schießt Lionel Messi das entscheidende Tor.

Nach dem Anschlag in Nigeria: Tödliche Fußballleidenschaft

Mindestens 21 Menschen starben in Nigeria beim Anschlag auf ein Public Viewing des Spiels Brasilien gegen Mexiko. Das schürt Angst im Land.

Iran - Nigeria (Gruppe F): Müde Nummer ohne Tore

Beide Teams bestätigen ihre Außenseiterrolle in Gruppe F: Der amtierende Afrikameister Nigeria spielt in einer schwachen WM-Partie 0:0 gegen den Iran.

Argentinien - Bosnien-H. (Gruppe F): Bundesliga trotzt Messi

Eine bosnisch-herzegowinische Bundesligatruppe spielt mit Argentinien auf Augenhöhe. Doch durch einen genialen Messi-Moment gewinnt der Favorit 2:1.

WM-Check: Gruppe E und F: Honduras wird Weltmeister, wenn...

Die Schweiz, Ecuador, Frankreich und Honduras spielen in Gruppe E. Argentinien, Bosnien, Iran und Nigeria in Gruppe F. Wer wird Weltmeister, wer fliegt raus?