taz.de -- Debatte im Netz um Ron Vlaars Elfmeter: Der Blick auf die Linie

Im Elfmeterschießen gegen die Niederlande hat der argentinische Keeper zwei Elfmeter gehalten. Oder rollte Ron Vlaars Ball doch noch über die Linie?
Bild: Der Ball scheint nach Vlaars abgewehrtem Elfmeter direkt auf der Linie liegen zu bleiben.

Der Niederländer Ron Vlaar hatte sich schon enttäuscht abgedreht. Der argentinische Torwart Sergio Romero jubelte. Und der Schiedsrichter machte sich Notizen. Doch danach hüpfte der Ball Richtung Tor, mindestens auf die Torlinie. Was sich der türkische Schiedsrichter Cuneyt Cakir aber notierte, war das, was fußballstatistisch feststeht: nicht getroffen.

Der britische Guardian präsentiert hingegen nun auf seinem [1][Onlineauftritt] ein von einem Zuschauer gefilmtes Video, das – anders als die Bilder der Weltregie, die den enttäuschten Schützen in Großaufnahme präsentierten – sehr verwackelt die Szene nach dem Schuss dokumentiert.

Der Guardian schreibt dazu, dass das Fernsehen nach dem Elfmeter „zu Szenen der niederländischen Verzweiflung“ wechselte, weshalb das Geschehen rund um den Ball nicht mehr im Bild war. „Aber alternatives Material, das im Netz veröffentlicht wurde, zeigt, dass der Ball in Richtung Tor rollt. Das wirft nun Fragen auf, ob der Ball über die Torlinie rollte oder Millimeter kurz davor stoppte.“

Vergleicht man mehrere Videoaufnahmen der gleichen Szene und nimmt auch die Szenen zu Hilfe, die von der Weltregie vom enttäuschten Vlaar gezeigt wurden, sieht man dass der Ball – aus dieser Kameraperspektive –, nachdem er von Romeros Händen nach vorne abprallte, wahrscheinlich auch Vlaars Schulter berührte. Der mögliche Kontakt könnte ausreichend gewesen sein, um dem Ball eine neue Richtung zu geben.

Auf jeden Fall schaut Vlaar danach in Richtung Tor, um den Ball mit den Augen zu verfolgen. Ein anderes Video zeigt, dass das Spielgerät die Schulter des holländischen Innenverteidigers [2][eindeutig] streifte. Zudem lässt sich nicht sicher sagen, ob der Ball wirklich „im vollem Umfang“, wie es die Regel verlangt, die Torlinie überquert hat. Auch hier existiert ein Video, demzufolge der Ball [3][exakt auf der Linie] liegen bleibt. Nennenswerte niederländische Proteste sind auch nicht zu verzeichnen. Fragen bleiben aber – vor allem die nach der hochgelobten Torlinientechnologie, von der bei dieser Szene nichts zu sehen oder zu hören war.

11 Jul 2014

LINKS

[1] http://www.theguardian.com/football/2014/jul/10/ron-vlaar-penalty-world-cup-semi-final-holland-argentina
[2] http://www.youtube.com/watch?v=J2CBthlrVDg
[3] http://vine.co/v/MxBLtbXX5P0

AUTOREN

Martin Krauss

TAGS

WM 2014
Niederlande
Argentinien
Fußball
WM 2014
WM 2014
WM 2014
WM 2014
WM 2014

ARTIKEL ZUM THEMA

Neue Abstimmung über Torlinientechnik: Deutsche Vorrevolution

Mehr Technik soll helfen: Mit der Aussicht auf die Einführung des Videoschiedsrichters will man diesmal die Vereine überzeugen.

WM 2014 – Spiel um den dritten Platz: Bemüht, aber hilflos

Die Niederlande schlagen Brasilien im vorletzten Spiel des Turniers mit 3:0. Der Gastgeber verabschiedet sich mit einer mäßigen Leistung.

Kommentar Spielweise Argentinien: Angst essen Fußball auf

Argentiniens Trainer Sabella hat seine Mannschaft defensiv sehr gut eingestellt. Wie sie nach vorne spielt, weiß man auch nach dem Halbfinale nicht.

WM-Halbfinale Argentinien – Niederlande: Laaaaangweilig!

Das zweite WM-Halbfinale ist wenig ansehnlich. Am Ende setzt sich Argentinien im Elfmeterschießen durch. Keeper Sergio Romero hält zwei Strafstöße.

Kolumne Rambazamba: Oranje ewig im Herzen

Viele Deutsche würden sich freuen, sollten die Niederländer im WM-Halbfinale scheitern. Dabei hätte es die Elftal verdient, Weltmeister zu werden.

Kolumne Fußball-Wissenschaft: Der beste Mann fehlt

Ohne Flügelspieler Ángel Di María wird Argentiniens Spiel noch schwer- und zufälliger. Und Messi muss auf seinen wichtigsten Mitspieler verzichten.