taz.de -- Arbeitskampf in Deutschland: Alle Räder stehen still

Bei der Bahn wird am Samstagmorgen für drei Stunden gestreikt. Bereits am Freitagabend steht bei der Lufthansa ein Streik an, der noch am Folgetag spürbar sein könnte.
Bild: Dies ist keine Flüchtlingsunterkunft, sondern der Frankfurter Flughafen vor dem Streik.

BERLIN/FRANKFURT/MAIN dpa | Bahnreisende müssen sich am Samstagmorgen auf den nächsten Warnstreik einstellen. Zugausfälle sind auch bei der Berliner S-Bahn zu erwarten. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) rief ihre Mitglieder am Freitag auf, um 6 Uhr bundesweit die Arbeit für drei Stunden niederzulegen. Betroffen sind Regional- und Fernzüge, die S-Bahnen in Hamburg und Berlin sowie der Güterverkehr. Die Bahn kritisierte die Aktion als „völlig irrational“.

GDL-Chef Claus Weselsky warf dagegen der Deutschen Bahn im Hessischen Rundfunk vor, sich in dem Tarifkonflikt nicht zu bewegen und die rivalisierende Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) zu schützen. In der kommenden Woche werde die GDL über weitere Schritte beraten, hieß es. „Als nächstes folgt die Urabstimmung über einen regulären Arbeitskampf“, sagte Weselsky.

Am Montagabend hatte ein Lokführerwarnstreik Zehntausende Reisende und Pendler getroffen. Der Samstag ist dagegen der verkehrsärmste Tag bei der Bahn. Möglicherweise gibt es an diesem Samstagmorgen aber noch Einschränkungen bei der Lufthansa infolge des Streiks, den die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit für Freitagabend angekündigt hatte. Ausweichen auf die Bahn ist dann nicht mehr möglich.

Die Lokführergewerkschaft kämpft darum, künftig auch für das übrige Zugpersonal verhandeln zu dürfen - was bisher die größere EVG übernahm. Die Bahn will dagegen als Bedingung für Verhandlungen über mehr Geld, dass beide Gewerkschaften zusammenarbeiten.

Die Bahn soll wieder verhandeln

„Niemand versteht den Sinn dieser Streiks, abgesehen von der Tatsache, dass eine Gewerkschaft das Spielfeld der anderen erobern will“, kritisierte Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber. Er rief die Gewerkschaft auf, die Aktion abzublasen und wieder zu verhandeln. Die GDL betont in ihrem Aufruf dagegen, mit dem Streik die Bahn an den Verhandlungstisch zurückbringen zu wollen.

Die Bahn kündigte an, in den Zügen und auf Bahnhöfen mehrere hundert Mitarbeiter zur Verstärkung einzusetzen, vor allem beim Service-Personal, den Betriebszentralen und Transportleitungen und bei der Reisendeninformation.

„Wir sind jederzeit bereit, über alles für unsere Lokführer zu verhandeln“, versicherte Weber. „Über Löhne, über Arbeitsbedingungen und über neue Spielregeln für Tarifverhandlungen.“ Die GDL verlangt für sie alle fünf Prozent mehr Geld und eine um zwei Stunden verkürzte Wochenarbeitszeit. Die bundeseigene Deutsche Bahn hat ein Lohnplus von 1,9 Prozent bei zwölf Monaten Laufzeit angeboten.

5 Sep 2014

TAGS

Gewerkschaft
Tarifstreit
Deutsche Bahn
Piloten
Lokführer
Deutsche Bahn
Deutsche Bahn
Pilotenstreik
Streik
Flughafen Frankfurt
Deutsche Bahn
Hamburg

ARTIKEL ZUM THEMA

Mögliche Streiks bei der Bahn: Es geht nicht nur um mehr Geld

Die Lokführergewerkschaft GDL droht mit einem unbefristeten Ausstand. Sie will auch das umstrittene Gesetz zur Tarifeinheit verhindern.

GDL-Urabstimmung über Streik: Der Bahn fehlen die Worte

Die Lokführergewerkschaft fordert mehr Gehalt bei weniger Arbeitszeit – und ist kampfbereit. Kritik kommt von der Bahn, aber auch von Andrea Nahles.

Pilotenstreik in München: Lufthansa bleibt unten

Am Münchner Flughafen wollen die Piloten am Mittwoch streiken. Rund 160 Lufthansa-Flüge dürften betroffen sein. Die Airline-Mitarbeiter kämpfen für die Frührente.

Streik der Lokführer und Piloten: „90 Prozent Stillstand“

Ein Warnstreik der Lokführer hat den Zugverkehr am Samstagmorgen lahmgelegt. Am Abend zuvor blieben Flugzeuge am Airport Frankfurt am Boden.

Ankündigung der Pilotengewerkschaft: Am Freitag wird wieder gestreikt

Vom Arbeitskampf bei der Lufthansa wird diesmal der Flughafen Frankfurt betroffen sein. Am Freitagabend sollen dort keine Kurz- und Mittelstreckenflüge starten.

Arbeitskampf bei der Bahn: Weitere Streiks angedroht

Die Lokführergewerkschaft plant neue Warnstreiks. Der genaue Termin wird kurzfristig angekündigt. Auch die Lufthansa-Piloten wollen die Arbeit niederlegen.

Gewerkschaften im Tarifkonflikt: Streit unter Schwestern

Die IG Metall setzt bei einem Airbus-Logistiker einen Haustarifvertrag durch. Ver.di ist sauer. Ein DGB-Schiedsgericht soll vermitteln.