taz.de -- Konsequenz nach Neuland-Skandal: Tierschutzsiegel feuert Manager
Gegen den Vertriebsleiter für Norddeutschland wird wegen Betrugs ermittelt. Neuland Süd soll die Kennzeichnung nicht mehr nutzen dürfen.
BERLIN taz | Das Tierschutzsiegel „Neuland“-Fleisch zieht nach einem Betrugsskandal personelle Konsequenzen. Die Vertriebsgesellschaft für Norddeutschland habe ihren Chef fristlos entlassen, sagte Jochen Dettmer, Bundesgeschäftsführer des Neuland-Vereins, am Donnerstag der taz. Der Verein, dem das Siegel gehört, habe zudem Neuland Süd den Vertrag zur Nutzung der Marke gekündigt. Beide Vertriebsunternehmen hatten konventionelles Fleisch als teure Neuland-Ware verkauft. Neuland gilt als Kompromiss zwischen der herkömmlichen und der Bio-Tierhaltung.
Dettmer begründete die Entlassung des Nord-Vertriebsleiters Thomas Strauß mit dem „zerstörten Vertrauensverhältnis“. Dass die Staatsanwaltschaft im niedersächsischen Oldenburg ein Ermittlungsverfahren eingeleitet hat, habe „das Fass zum Überlaufen gebracht“. Die Ermittler prüfen, ob Strauß von möglichen Kennzeichungsverstößen oder Betrugsfällen wusste. „Wenn so schwerwiegende Anschuldigungen kommen, ist es auch eine Frage der Glaubwürdigkeit, ob man mit solchen Personen weiter zusammenarbeiten kann“, erklärte Dettmer.
Die Vertriebsfirma Neuland Süd, die deren Geschäftsführer Matthias Minister gehört, verliere ihre Lizenz wegen Verstößen gegen die Richtlinien des Siegels. „Er hat zwei Lämmer pro Woche vermarktet, die nicht Neuland waren, und er hat Geflügelfleisch aus nicht anerkannten Betrieben zugekauft.“
Noch im August hatte der Verein erklärt, dass es nicht möglich sei, Neuland Süd das Siegel zu entziehen. Und eine Zertifizierungsfirma habe keine Anhaltspunkte dafür gefunden, dass Nord-Vertriebschef Strauß von Betrug wusste. Doch dann setzten sich im Vereinsvorstand die Umweltorganisation BUND und der Deutsche Tierschutzbund gegen die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft mit der Forderung durch, schneller durchzugreifen.
Ob jetzt ein echter Neuanfang nach dem im April bekannt gewordenen Skandal folgt, bleibt ungewiss. Neuland überarbeitet immer noch Kontrollsystem und Richtlinien. Nord-Vertriebsleiter Strauß klagt gegen seine Entlassung. Der Verein habe der Vertriebsgesellschaft mit Lizenzentzug gedroht, falls ihm nicht gekündigt werde. „Das ist für mich keine Begründung. Der Umsatz ist dieses Jahr besser als vorher. Und andere Verfehlungen habe ich auch nicht“, sagte er der taz.
Südchef Minister teilte der taz mit, sein Vertrag könne nicht gekündigt werden. Er strebe aber eine einvernehmliche Auflösung an. Bedingung sei, dass die Bauern eine neue Erzeugergemeinschaft gründen, die dann die Lizenz vom Verein erhalten soll – und Ministers Schlachthof nutzt.
11 Sep 2014
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