taz.de -- Kolumne Ich meld' mich: Kranich-Futter für zu Haus

Luftfahrtjunkies müssen nicht mehr auf Gummiadler oder Matschnudeln verzichten. Bordverpflegung gibt's jetzt auch per Post nach Haus.
Bild: Bordverpflegung: Gibt es jetzt auch ohne Flugticket.

Brühheiße Matschnudeln in körniger Tomaten-Käse-Pampe, Hähnchenteile, die auch als Radiergummis durchgehen, ein Stück Schwarzwälder Kirsch aus dem Laborprogramm zur chemischen Gaumen-Desensibilisierung – kulinarische Abenteuer dieser Art machen den Akt der Nahrungsaufnahme in 10.000 Meter Höhe häufig zum unvergesslichen Erlebnis.

Wie schön, dass der Luftfahrtjunkie künftig auf solchen Stoff auch dann nicht mehr zu verzichten braucht, wenn er wieder festen Boden unter den Füßen hat. Ab sofort liefert die Post Fertiggerichte aus der Küche der Lufthansa-Service-Gesellschaft an Privatkunden. Ein Versuch. „Air Food One“ gibt es in Köln und Düsseldorf.

„Speisen wie der Präsident“, verspricht die Firma Allyouneed – ganz so eben, wie es die Paxe auf 15 C und 98 F schon bisher gewohnt waren. „Tortellini mit Tomatensoße“, „Maispoularde mit Pilzgemüse“ und „Meeresfrüchte arabisch“ stehen für 9,99 Euro in den ersten Wochen auf dem Speiseplan.

Geliefert wird jeden Mittwoch. Das Gericht ist kalt. Keine Stewardess legt Hand an, warm machen muss sich der Kunde sein Essen selbst. Unklar ist noch, ob die Firma auch an all die Accessoires gedacht hat, die den Gourmet im Himmel stets so begeistern: jene Milchbehälter etwa, die beim Aufreißen zwei Reihen weiter spritzen und zu anregender Konversation beitragen. Die Wellpappe mit Zwischenkleber namens „Sandwichputeoderkäse“.

Und vor allem die zwei Dutzend Plastikschälchen und den Berg Alu- und Frischhaltefolie, die einem Fliegeressen erst den letzten Schliff verleihen.

Fest im Preis enthalten ist dem Vernehmen nach bei jeder Lieferung bereits Plastikbesteck und ein wackliges Klapptischchen. Noch in der Entwicklung steckt dagegen die von rechts herüberschielende Essen-Sie-Ihren-Kuchen-nicht?-Dame.

So wie der dicke Mann, der aus dem linken Sessel quillt und einen alle fünf Minuten mit Dackelaugenaufschlag bittet, doch mal unter seinen Sitz zu kriechen und nach der heruntergefallenen Gabel zu suchen.

21 Sep 2014

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Franz Lerchenmüller

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