taz.de -- Marschpläne von Rechtsaußen: Rechte drängen nach Berlin

Die „Hooligans gegen Salafisten“ wollen ausgerechnet am 9. November in Berlin auflaufen. Auch andere Kundgebungen sind geplant.
Bild: Hooligans des BFC Dynamo trainieren den Nahkampf.

„Köln war erst der Anfang“: Unter diesem Motto rufen TeilnehmerInnen des Aufmarsches der „Hooligans gegen Salafisten“ am Montag auf Facebook dazu auf, am 9. November in Berlin zu demonstrieren. Dort, so die Idee, könnte man sich den „Reichsbürgern“ und dem rechten Teil der „Mahnwachen für den Frieden“ anschließen, die bereits Kundgebungen auf dem Platz der Republik vor dem Reichstag angemeldet haben. Erst am Sonntag hatten die „Hooligans gegen Salafisten“ zu tausenden in Köln demonstriert und dabei randaliert, PolizistInnen und GegendemonstrantInnen verletzt und neonazistische und rassistische Propaganda verbreitet. Auch aus Berlin waren Neonazis dorthin angereist.

Ein Sprecher der Berliner Polizei sagte am Montag, bisher liege keine Demo-Anmeldung der „Hooligans gegen Salafisten“ vor. Bestätigt sind aber die Anmeldungen der „Reichsbürger“ und des rechten Montagswachen-Spektrums, das zuletzt mit einer Kundgebung am 3. Oktober, auf der auch der Sänger Xavier Naidoo auftratt, für Aufmerksamkeit sorgte. Zwischen den Gruppen gibt es ideologische Überschneidungen, und beide wollen am 9. November Kundgebungen am Platz der Republik sowie der Wiese vor dem Bundeskanzleramt abhalten. Laut Polizei gibt es bisher drei parallele Anmeldungen, unter Titeln wie „Für die Heimat und den Weltfrieden“.

Jürgen Elsässer, Publizist und Ikone des rechten Teils der Montagsmahnwachen, veröffentlichte auf seiner Internetseite eine Einladung an die „Hooligans gegen Salafisten“. Zum Abschluss seines Loblieds auf deren Aktion in Köln schreibt er dort: „Wenn ich was zu sagen hätte, würde ich einen von HoGeSa als Redner zur nächsten Demo für Frieden und Souveränität einladen. Aber vermutlich kommen die Jungs auch ganz von alleine...“

Auch wenn bisher keine Anmeldung vorliege, seien „die Sicherheitsbehörden in der Hauptstadt sensibilisiert“, sagte der Staatssekretär für Inneres, Bernd Krömer. „Sollte eine solche Demonstration angemeldet werden, wird sich die Berliner Polizei kräftemäßig darauf einstellen. Sie verfügt über enorme Erfahrung mit derartigen Großlagen.“

In Berlin gibt es laut der Senatsverwaltung für Inneres 1.554 gewaltorientierte Hooligans, 1.311 davon gelten als gewaltbereit. 86 werden der rechtsextremen Szene zugeordnet, 54 davon gehören zur Anhängerschaft des BFC Dynamo, der Rest verteilt sich auf Hertha und Union. Diese Zahlen veröffentlichte die Innenverwaltung im August auf Anfrage der Grünen-Abgeordnete Clara Herrmann. „Gerade bei den rechtsextremen Hooligans ist die Dunkelziffer aber mit Sicherheit viel höher“, sagt Herrmann. „Wenn die „Hooligans gegen Salafisten“ wirklich in Berlin aufmarschieren wollen, muss man vorbereitet sein und darf das Gewaltpotenzial nicht unterschätzen“, so Herrmann weiter.

Für das Zusammenwachsen zwischen der Neonazi- und Hooliganszene ist Berlin wichtig: Bereits vor einem Jahr fand hier ein Treffen zwischen Berliner Hools und Mitgliedern des Netzwerks „Gnu Honnters“ statt, einem seit Anfang 2012 existierenden Zusammenschluss aus 17 rechtsextremen Hooligangruppen. Über die Tätigkeiten dieses Netzwerk in Berlin liegen der Innenverwaltung nach eigenen Angaben aber keine Informationen vor.

27 Oct 2014

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Malene Gürgen

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