taz.de -- Boko Haram in Nigeria: Die Waffen schweigen nicht
Die Islamisten besetzen die strategisch wichtige Stadt Mubi im Nordosten des Landes. Nichts ist zu spüren vom vor zwei Wochen verkündeten Waffenstillstand.
BERLIN taz | Die islamistische Terrorgruppe Boko Haram hat erneut eine Stadt im Norden Nigerias erobert. Seit Mittwochnachmittag steht Mubi, zweitgrößte Stadt im Bundesstaat Adamawa an der Grenze zu Kamerun, unter Beschuss. Die Kämpfer sollen in mindestens 14 Lastwagen gekommen sein. Sie griffen unter anderem die Polizeistation und das Gefängnis an. In nigerianischen Zeitungen heißt es, dass dort inhaftierte Boko-Haram-Kämpfer fliehen konnten.
Wie viele Menschen seit dem Einmarsch der Kämpfer ums Leben gekommen sind, steht noch nicht fest. Es könnten mehrere hundert sein. Tausende sind außerdem auf der Flucht. Auch in der Nachbarstadt Uba ist es zu einem Überfall gekommen. Die in Mubi stationierten Soldaten sollen Richtung Kamerun auf der Flucht sein.
Dabei herrscht seit fast zwei Wochen eigentlich ein Waffenstillstand zwischen Boko Haram und Nigerias Regierung. Das hatten zumindest Regierungsvertreter am 17. Oktober verkündet. Doch zu spüren ist davon offenbar nichts im Norden Nigerias. Denn neben den Überfällen war es in den vergangenen Wochen erneut zu einer Welle an Entführungen gekommen. Alleine am Wochenende hatten die Terroristen in einem Dorf rund 30 Mädchen und Jungen in ihre Gewalt gebracht. Auch in der Woche zuvor hatte es mehrere solche Vorfälle gegeben.
Deshalb werden immer stärkere Zweifel am Wirklichkeitsgehalt des Waffenstillstandsabkommens laut. Zu den Zweiflern gehört auch Augustine Alegeh, Präsident der nigerianischen Anwaltskammer. „Aufgrund der vielen Angriffe frage ich mich mittlerweile, ob es tatsächlich ein solches Abkommen gibt“, sagte er am Donnerstag in einem Interview.
Falsche Informationen hat es auch in der Vergangenheit mehrfach gegeben. So hieß es beispielsweise häufig von der Regierung, dass die Schulmädchen, die Boko Haram im April in Chibok entführt hatten, bald freigelassen werden würden. Am heutigen Freitag 31. Oktober befinden sie sich nun seit 200 Tagen in den Händen ihrer Entführer.
30 Oct 2014
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