taz.de -- Kommentar Klimabericht des IPCC: Erhöhter Druck für Kohleausstieg
40 bis 70 Prozent weniger Emissionen: Der Bericht des UN-Klimarates lässt keinen Raum für Interpretationen. Radikale Veränderungen sind nötig.
Normalerweise nimmt die deutsche Politik die Berichte des UN-Klimarats IPCC mit Wohlwollen zur Kenntnis. Deutschland greift dieser weltweit einmaligen Exzellenzinitiative traditionell mit Forschern, Hilfe bei der Infrastruktur und politischer und finanzieller Förderung unter die Arme. Schließlich sonnt sich das Energiewendeland gern im internationalen Lob für Erfolge beim Klimaschutz und beim Aufbau der erneuerbaren Energien.
Diesmal ist das etwas anders. Peinlich genug, dass die Europäische Umweltagentur gerade moniert hat, Deutschland versage bei zwei von drei EU-Klimazielen (Emissionsreduktion und Effizienz). [1][Der UN-Bericht] sagt auch deutlich, wie groß die weltweiten CO2-Reduktionen sein müssen, damit der Klimawandel irgendwie beherrschbar bleibt: minus 40 bis 70 Prozent bis 2050.
Zum Mitschreiben: In 35 Jahren muss der heutige Trend von steigenden Emissionen radikal umgedreht werden – und weil Länder wie China und Indien noch lange ihre Armut mit Kohle bekämpfen, ist für die Industriestaaten praktisch nichts mehr da. Vor allem ist kein Platz mehr in der Atmosphäre für CO2 aus deutschen Kohlekraftwerken.
Das erhöht den Druck auf die Ministerien für Energie und Umwelt, bis zum Dezember ein Klimaschutzpaket vorzulegen, bei dem Kohlekraftwerke schnell vom Netz gehen müssen. Denn nur so lassen sich wirklich Emissionen reduzieren. Liest man also zwischen den Zeilen des IPCC-Berichts, dann steht da: Kohleausstieg jetzt!
Und ehe die deutschen Umweltverbände zu laut jubeln, sollten sie ebenfalls die Details studieren. Denn der Bericht sagt auch: Ohne das Abscheiden und Lagern von CO2 aus Kraftwerken (CCS) wird der weltweite Klimaschutz sehr schwierig und sehr teuer. Da passt die generelle Ablehnung von CCS durch die Ökos nicht ins Bild.
2 Nov 2014
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