taz.de -- Musiker Big Bank Hank: Der den Rap in die Welt trug
Er kam aus der Bronx und erprobte sein loses Mundwerk als Türsteher: Big Bank Hank. Jetzt ist der Rapper alias Henry Lee Jackson mit 58 Jahren gestorben.
Es war eine Zeit, in der Menschen Musik gern auf unförmigen Radiocasettenrekordern hörten, die sie auf ihren Schultern durch die Gegend trugen. In den USA wurden diese Geräte Ghettoblaster genannt. Und der Song, der 1979 am meisten durch die Ghettoblaster gepustet wurde, hieß „Rapper’s Delight“. Ob es der erste Raptrack war, darüber streiten die Experten bis heute. Aber es war definitiv der erste Raptrack, der weltweit im Radio gespielt wurde. Daher erklärt sich seine ikonische Bedeutung.
Gerappt wurde der Song von der Sugar Hill Gang: Das waren neben Wonder Mike und Master Gee ein gewisser Big Bank Hank. Er war der Einzige der drei, der aus dem afroamerikanisch geprägten New Yorker Stadtteil Bronx stammte. Nach dem College arbeitete er als Türsteher eines Clubs, wo er sein loses Mundwerk erproben konnte.
In „Rapper’s Delight“ rappt er an drei Stellen: „Hotel, Motel, what you gonna do today / I’m gonna get a fly girl / Gonna get some spank and drive off in a def O. J.“ Das O. J. ist eine Anspielung an O. J. Simpson und dessen dicke Schlitten, die er Ende der siebziger Jahre in Werbespots bewarb.
Durch „Rapper’s Delight“ nahm die Welt zum ersten Mal Notiz von einem Partyphänomen, das Mitte der Siebziger in der Bronx aufgetaucht war und sich von dort ausbreitete: Ein DJ mischt die Instrumentalpassagen von rhythmusgetriebenen Songs ineinander, Rapper improvisieren dazu am Mikrofon einen Text im Takt der Musik. Es war eine Form von Unterhaltung, die aus der Gewalt auf der Straße geboren war und die Gangfehden in New York für eine Weile befrieden sollte.
„Rapper’s Delight“ ist im Wesentlichen eine Nachempfindung des Wettbewerbs am Mikrofon. Seine Musik basiert auf dem Discosong „Good Times“ von Chic und die Interpreten, die drei Rapper von Sugar Hill Gang, rappen abwechselnd dazu. Wir wollten nur die Mädchen beeindrucken, erklärte Wonder Mike das gegenseitige und hochvirtuose Reimen, das spielerische Angeben und heftige Anpflaumen.
Rap, wie er mit „Rapper’s Delight“ kommerziell verwertbar wurde, hatte eine wichtige Message: Es war der Nachrichtenkanal, der Menschen zum Sprechen brachte, die vorher keine Stimme in der amerikanischen Öffentlichkeit hatten. Am Dienstagnacht ist Big Bank Hank alias Henry Lee Jackson einer Krebserkrankung in New Jersey erlegen. Er wurde nur 58 Jahre alt.
12 Nov 2014
AUTOREN
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Der 24-jährige Rapper Liquid aus der Oberpfalz hat mit „LaLeLu“ ein neues Album veröffentlicht. Seine Spezialität: Er rappt im Dialekt.
Der Weg über Genregrenzen bringt Perlen hervor: Lady Gaga tanzt mit einem Jazz-Senior; Scott Walker schwelgt mit dem US-Duo Sunn O))).
Deutscher Rap ist schon lange Zeit bürgerlich. Was heute Gemüse ist, hieß früher Müslirap. Die Exprostituierte Schwesta Ewa gehört nicht dazu.
The-Roots-Drummer Questlove hat Memoiren verfasst. Sie wirken wie exzentrische Episoden aus einer Sitcom, die eine Chronik des US-HipHops nachstellt.