taz.de -- Letzter Berlin-„Tatort“ mit Boris Aljinovic: Gähnen statt Gänsehaut

Die Visionen einer Studentin werden wahr: Sein letzter Fall führt Kommissar Stark in die Untiefen der Parapsychologie. Das ist leider ziemlicher Quatsch.
Bild: Zum letzten Mal in Aktion: Boris Aljinovic als Kommissar Stark (hinten).

Zwei Kugelschreiber parallel zur Computertastatur, sonst nichts: Der Schreibtisch von Hauptkommissar Stark (Boris Aljinovic) ist so aufgeräumt, als wäre er schon weg. „Vielleicht“ ist Aljinovic’ letzter Einsatz als Berliner „Tatort“-Kommissar Felix Stark. Seit 2001 hat er in den Diensten des RBB ermittelt – im Duett mit Hauptkommissar Till Ritter. In „Vielleicht“ muss Aljinovic allein ran, der Vertrag des Kollegen Dominic Raacke lief schon vor den Dreharbeiten zum letzten Fall aus.

Stark bekommt es mit der Norwegerin Trude (Lise Risom Olsen) zu tun, die tags in schicken Cafés Latte trinkt und nachts wilde Träume hat: Sie kann Verbrechen (und Seitensprünge und Weihnachtsgeschenke) voraussehen. Das erzählt sie der Polizei, die Trude allerdings zunächst nicht so ganz ernst nehmen mag.

„Sie sind Hellseherin?“, fragt der Kommissar, eher gelangweilt als interessiert. „Ich habe Visionen“, lautet die Antwort – doch als Starks Leute Trudes Kommilitonin Lisa Steiger (Tinka Fürst) missbraucht und ermordet, also exakt so wie von Trude vorausgeträumt, in ihrer Wohnung finden, da wird der Kommissar im Angesicht des Unerklärlichen doch ein wenig blass.

Leider ist Trude die Einzige mit „Visionen“ in diesem „Tatort“ (Regie und Buch: Klaus Krämer). Der kleine Ausflug in die Untiefen der Parapsychologie führt eher zu Gähnen als zu Gänsehaut. „Es ist nicht logisch“, sagt Trude über ihre „Visionen“. Genau. Es ist Quatsch.

Da hätte man Aljinovic und seinem Kommissar doch einen würdigeren Abgang gewünscht. Die Dialoge in „Vielleicht“ sind mitunter so starr wie die Gesichtszüge des Mordopfers, und Aljinovic agiert blass. Als Alleinermittler verleiht er seinem Kommissar seltsamerweise viel weniger Präsenz, als er es neben der ungleich schillernderen Figur des Till Ritter tat.

Starks Abgang am Ende: irgendwie folgerichtig. Ab 2015 übernehmen Meret Becker und Mark Waschke in Berlin.

16 Nov 2014

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Anna Klöpper

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