taz.de -- Präsidentenwahl in Rumänien: Der Gentleman siegt

Ersten Hochrechnungen zufolge setzt sich der konservative Klaus Iohannis gegen den amtierenden Regierungschef durch. Victor Ponta räumte bereits seine Niederlage ein.
Bild: Der Wahlsieger Klaus Iohannis.

BUKAREST ap | Die Stichwahl um das Präsidentenamt in Rumänien hat der deutschstämmige Konservative Klaus Iohannis ersten Hochrechnungen zufolge überraschend für sich entschieden. Am Sonntagabend räumte der als Favorit gehandelte Regierungschef Victor Ponta bereits seine Niederlage ein, ohne dafür auf ein offizielles Wahlergebnis zu warten. Iohannis kündigte den Beginn einer neuen Ära in Rumänien an. Das offizielle Ergebnis wird im Laufe des Montags erwartet.

Wie die Behörden mitteilten, entfielen auf Iohannis nach Auszählung von einem Drittel der Wahlzettel 56 Prozent der Stimmen. Ponta kam demnach auf 44 Prozent. In Umfragen hatte dieser noch geführt. Den ersten Wahlgang am 2. November hatte er mit zehn Prozentpunkten Vorsprung auf Iohannis für sich entschieden. Da er aber die absolute Mehrheit verfehlte, wurde die Stichwahl nötig. Nach Behördenangaben strömten fast 62 Prozent der Wahlberechtigten an die Urnen – und damit etwa zehn Prozentpunkte mehr als zwei Wochen zuvor.

Der Gewinner tritt die Nachfolge von Präsident Traian Basescu an, der nach zwei Amtszeiten nicht wieder kandidieren durfte. Der rumänische Präsident bestimmt die Außen- und Verteidigungspolitik des Landes. Er ernennt die wichtigsten Staatsanwälte und die Vorsitzenden der Geheimdienste.

In den Wahlkampf zog Ponta mit dem Versprechen von mehr Stabilität im Land. Viele seiner Anhänger hielten ihm im ersten Wahlgang die Stange, weil sie seine Zeit als Regierungschef als Garant für wirtschaftliches Wachstum sahen. Seine Kritiker sagen jedoch, als Präsident könnte Ponta eine Amnestie für politische Weggefährten durchsetzen, die wegen Korruption inhaftiert sind.

Jubel der Unterstützer

Iohannis verschrieb sich dem Kampf gegen Korruption. Außerdem will der 55-Jährige die Unabhängigkeit der Justiz stärken. Seit 2000 führt der gelernte Physiklehrer als Bürgermeister die Geschicke der Stadt Sibiu (Hermannstadt) in Siebenbürgen. In der rauen rumänischen Politik wird Iohannis als Gentleman geschätzt. Einige Unterstützer warfen ihm jedoch im Wahlkampf vor, er zögere, Pontas Schwächen skrupellos auszunutzen.

Nach der Stichwahl warb Iohannis für einen Neuanfang und für Versöhnung. „Dank Euch beginnt ein neues Rumänien“, postete er auf Facebook an seine Anhänger. Er wolle kein Land der Zwietracht und der Rache. Am späten Abend ließ sich Iohannis dann auf einem zentralen Platz in Bukarest von seinen Unterstützern bejubeln, lächelte breit und schüttelte Hände.

Zahnbürsten gegen das Warten

Sein Gegenkandidat Ponta wandte sich vor seinem Bukarester Büro an rund 15.000 Menschen. Er habe Iohannis bereits persönlich zu dessen Wahlsieg gratuliert. „Wir sind ein demokratisches Land“, erklärte er zwei Stunden nach Schließung der Wahllokale. „Das Volk hat immer recht.“ Seine nachgiebigen Worte deuteten Beobachter als Versuch, die Spannungen wegen Problemen bei der Stimmabgabe abzubauen.

Nach dem ersten Wahlgang hatten Tausende Bürger protestiert, weil ihre im Ausland lebenden Landsleute geklagt hatten, sie hätten nicht wählen können. Andere beschwerten sich, weil sie vor der Stimmabgabe stundenlang anstehen gemusst hätten. Die Regierung hatte versprochen, die Stichwahl für Auswärtige einfacher machen zu wollen.

Auch nach der Stichwahl gingen Tausende Menschen in Bukarest und der Stadt Klausenburg auf die Straße. Als Zeichen ihres Ärgers über die langen Wartezeiten brachten einige Wähler ihre Zahnbürsten mit.

17 Nov 2014

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