taz.de -- Koalitionsverhandlungen in Thüringen: Rot-rot-grüner Vertrag steht

In Thüringen haben Linke, SPD und Grüne ihre Koalitionsverhandlungen beendet. Nun müssen die linke und die grüne Basis den Vertrag noch abnicken.
Bild: Freut sich schon ein bisschen: der designierte Ministerpräsident Bodo Ramelow

ERFURT dpa/rtr | In Thüringen steht die bundesweit erste rot-rot-grüne Koalition unter Führung der Linkspartei. Gut zwei Monate nach der Landtagswahl haben Linkspartei, SPD und Grüne ihre Koalitionsverhandlungen abgeschlossen, wie der Spitzenkandidat der Linkspartei, Bodo Ramelow, am Mittwoch per Kurzmitteilungsdienst Twitter mitteilte.

Details des Koalitionsvertrages sollen am Donnerstag vorgestellt werden. Ramelow hat damit eine weitere Hürde für die Wahl zum ersten Ministerpräsidenten seiner Partei genommen. Seine Wahl steht durch den Landtag steht voraussichtlich in der ersten Dezemberhälfte an.

Kurz vor Ende der Koalitionsverhandlungen für die erste rot-rot-grüne Landesregierung Deutschlands hatte es noch Streit über den Zuschnitt der Ministerien gegeben. Das berichteten Teilnehmer des letzten Treffens der Thüringer Linken, SPD und Grünen am Mittwoch in Erfurt. Die Verhandlungsführer von Linkspartei und SPD, Susanne Hennig-Wellsow und Andreas Bausewein, bestätigten zunächst nur, dass es wie bei der derzeitigen schwarz-roten Regierung neun Minister geben solle.

Die Grünen, mit einem Wahlergebnis von 5,7 Prozent kleinster Partner, hatten Anspruch auf zwei Ministerien erhoben. Die SPD, bei der Wahl im September auf 12,4 Prozent gestürzt, soll mindestens drei Ressorts erhalten. Die Linke, mit 28,2 Prozent stärkste der drei Parteien, will 25 Jahre nach dem Mauerfall mit Bodo Ramelow vor allem ihren ersten Ministerpräsidenten ins Amt bringen. Sie war ihren Partnern weit entgegengekommen und beansprucht wahrscheinlich nur drei Ressorts und den Chef der Staatskanzlei.

Der Koalitionsvertrag soll am Donnerstag in Erfurt vorgestellt werden. An diesem Tag starten voraussichtlich auch Mitgliederentscheide der Linken und Grünen zu dem etwa 100 Seiten starken Vertragswerk. Die SPD hatte ihre Basis bereits über die Aufnahme der Koalitionsverhandlungen entscheiden lassen. Nach Angaben des Verhandlungsführers der Sozialdemokraten wurde auch bei schwierigen Themen wie der Einhaltung der Schuldenbremse im Landeshaushalt bereits Einigkeit erzielt.

In die Präambel des Koalitionsvertrages sollen nach Angaben der Linken und der SPD Teile der Erklärung der drei Parteien zum DDR-Unrecht aufgenommen werden. Geplant ist, dass Bodo Ramelow am 5. Dezember zum ersten Ministerpräsidenten der Linken gewählt wird. Das Bündnis hat im Parlament lediglich eine Stimme Mehrheit.

19 Nov 2014

TAGS

Schwerpunkt Rot-Rot-Grün in Berlin
Berlin
Schwerpunkt Thüringen
Bodo Ramelow
Schwerpunkt Rot-Rot-Grün in Berlin
Grüne
Schwerpunkt Rot-Rot-Grün in Berlin
Schwerpunkt Rot-Rot-Grün in Berlin
Schwerpunkt Rot-Rot-Grün in Berlin
Schwerpunkt Rot-Rot-Grün in Berlin

ARTIKEL ZUM THEMA

Rot-Rot-Grün in Thüringen: Keine neue Weltrevolution

Mit nur einer Stimme Mehrheit wird Rot-Rot-Grün keine „Langeweileregierung“. Aber in vielen Sachfragen zeigen sich alle Parteien recht einmütig.

Zoff um Grünenchefs Peter und Özdemir: Duo mit Nervfaktor

Seit Monaten zoffen sich die Grünen-Chefs öffentlich – zum Leid ihrer Mitstreiter. Beim Parteitag am Wochenende soll es versöhnlicher zugehen.

Kommentar Linke Koalition in Thüringen: Das rot-rot-grüne Herz Deutschlands

Wenn Rot-Rot-Grün es schafft, wird die Bundesrepublik wieder etwas bunter. Die Rückkehr des Realsozialismus muss niemand fürchten.

Demo gegen Rot-Rot-Grün in Erfurt: Fackelmarsch statt Lichtermeer

Ausgerechnet am 9. November rief ein CDU-Mitglied zu einer Demo gegen Rot-Rot-Grün auf. Unter den 4.000 Menschen waren auch radikale Rechte.

Rot-Rot-Grün in Thüringen: Die SPD-Basis sagt Ja

70 Prozent stimmen für eine rot-rot-grüne Regierung unter Führung der Linkspartei. Die Koalitionsverhandlungen sollen noch am Mittwoch beginnen.

Landesregierung in Thüringen: SPD-Basis stimmt für Rot-Rot-Grün

Die SPD in Thüringen stimmt mit fast 70 Prozent für rot-rot-grüne Koalitionsverhandlungen. Damit könnte erstmals ein Linker Ministerpräsident werden.