taz.de -- Orbans Propaganda in Ungarn: Drogenzwangstest für Politiker
Auf jemanden, der konsumiere, könne man im Kampf gegen die Drogenmafia nicht zählen. Deshalb fordert Orban Drogentests für Personen in Vertrauenspositionen.
BUDAPEST dpa | Der rechtskonservative ungarische Ministerpräsident Viktor Orban hält trotz heftiger Kritik an Plänen für verpflichtende Drogentests fest. Diese sollten für Journalisten, Politiker und Personen in Vertrauenspositionen eingeführt werden, sagte Orban am Freitag in seinem wöchentlichen Rundfunk-Interview. Er erklärte Tests zur Weichenstellung im Kampf gegen Drogen, während Oppositionelle und Menschenrechtsaktivisten Sturm gegen die Pläne laufen.
Auf jemanden, der Drogen konsumiere, könne man im Kampf gegen die Drogenmafia nicht zählen, sagte Orban. „Die Regierung hat entschieden, das Land in dieser Legislaturperiode von der Drogenmafia zu säubern“, sagte er. „Es muss geklärt werden, wer wo steht.“
Kinder und Jugendliche sollten hingegen nur mit Einwilligung der Eltern regelmäßigen Drogentests unterzogen werden, sagte der Regierungschef. „Die Kinder gehören den Eltern, nicht dem Staat. Der Staat kann hier nur eine Dienstleistung anbieten.“ Die Parlamentsfraktion von Orbans Regierungspartei Fidesz hatte entschieden, die Einführung jährlicher Drogentests für bestimmte Personengruppen gesetzlich zu regeln. Der Gesetzesentwurf soll im Januar vorliegen.
Orban, der seit 2010 regiert und im letzten Frühjahr wiedergewählt wurde, schränkt nach Ansicht von Kritikern die Medienfreiheit durch repressive Gesetze und Sondersteuern für missliebige Medienunternehmen ein.
12 Dec 2014
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Mit „freiwilligen“ Drogentests an Schulen will die Regierung organisierte Kriminalität bekämpfen. Auch Politiker und Journalisten könnten geprüft werden.
In Budapest haben erneut Tausende gegen die rechts-konservative Regierung demonstriert. Auch der luxuriöse Lebensstil von Politikern provoziert die Menschen.
2.000 Demonstranten protestieren in Budapest gegen Orbans Rentenpläne. Eine aufgebrachte Menge wirft der Regierung „Raub“ vor.
Es geht um die Abschaffung eines Systems: In vielen Städten wurde gegen Ministerpräsident Viktor Orban und die gesamte politische Klasse Ungarns demonstriert.