taz.de -- Streikpause bei Amazon: Sonntagsarbeit erlaubt

An diesem Sonntag werden die Versandzentren nicht bestreikt. Verdi kündigt aber eine Fortsetzung des Arbeitskampfes ab Montag an.
Bild: Im polnischen Poznan hat das Amazon-Versandzentrum derzeit mehr Arbeit.

BAD HERSFELD/LEIPZIG dpa | Beim Online-Versandhändler Amazon hat am Sonntagvormittag in den Versandzentren Bad Hersfeld und Leipzig nach dem bisher längsten Streik die Arbeit wieder planmäßig begonnen. Die Gewerkschaft Verdi hatte zuvor für Sonntag eine Streikpause angekündigt, nachdem sie mit ihren Klagen gegen die Sonntagsarbeit in den beiden Zentren eigenen Angaben zufolge gescheitert war.

Der Ausstand soll am Montag aber an beiden Standorten sowie in Rheinberg (NRW) und Graben (Bayern) weitergehen. Das Ende ist erst für Heiligabend (15.00 Uhr) geplant. Die aktuelle Streikwelle bei Amazon hatte am vergangenen Montag (15. Dezember) begonnen.

In Bad Hersfeld und Leipzig arbeiten jeweils mehrere hundert Mitarbeiter mit Sondergenehmigungen auf freiwilliger Basis auch am Sonntag. Die Sonntagsarbeit in der Vorweihnachtszeit an mehreren Standorten werde seit Jahren langfristig beantragt und genehmigt, wie eine Amazon-Sprecherin sagte. An den übrigen Amazon-Standorten in Deutschland ruhe die Arbeit sonntags.

Die Firmensprecherin betonte erneut, dass es trotz des Streiks keine Lieferverzögerungen gebe. In den deutschen Zentren arbeiteten in der Vorweihnachtszeit knapp 20.000 Menschen, davon etwa die Hälfte als Stammbelegschaft. An dem Streik hätten sich rund 2.000 Mitarbeiter beteiligt _ mit abnehmender Tendenz.

Keine Einigung in Sicht

Dies werde durch die „engagiert arbeitende überwiegende Mehrheit“ der übrigen Beschäftigten ausgeglichen. Außerdem könne Amazon auf sein Netzwerk von 28 Zentren in ganz Europa zurückgreifen. Verdi beziffert die Zahl der Streikteilnehmer auf 2.400.

In dem seit 2013 laufenden Konflikt will Verdi erzwingen, dass Amazon nach dem Einzelhandels- statt nach dem niedrigeren Logistiktarif zahlt. Amazon lehnt das strikt ab. Der US-Konzern sieht sich selbst als Logistiker. Die Bezahlung der Mitarbeiter in den deutschen Versandlagern liege bereits am oberen Ende dessen, was in der Logistik-Branche üblich sei. Eine Einigung ist nicht in Sicht.

Verdi ruft seit 2013 immer wieder zu Ausständen auf. Der Versandhändler führt keine Tarifverhandlungen mit der Gewerkschaft. „Wir bevorzugen die direkte Kommunikation mit den Mitarbeitern und den gewählten Betriebsräten an den Standorten“, sagte die Sprecherin.

Auf Aussagen von Verdi-Mitgliedern, dass Streikteilnehmer und ihre Autos fotografiert worden seien, entgegnete die Amazon-Sprecherin, dass es selbstverständlich keine disziplinarischen Maßnahmen gegen Streikteilnehmer gebe: „Wir respektieren, dass Menschen streiken, aber auch, dass Menschen nicht streiken.“ Zu Mehrkosten des Konzerns durch den langen Ausstand wollte Amazon keine Angaben machen.

21 Dec 2014

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