taz.de -- Religionsfreiheit in der Türkei: Kirchenneubau in Istanbul genehmigt
Erstmals seit der Republikgründung 1923 wurde in der Türkei der Bau einer christlichen Kirche genehmigt. Volker Beck, religionspolitischer Sprecher der Grünen, begrüßte den Schritt.
ANKARA afp | Erstmals seit der Gründung der Türkischen Republik im Jahr 1923 hat die Regierung in Ankara den Bau einer neuen christlichen Kirche genehmigt. Das Gotteshaus der christlichen syrischen Minderheit solle im Istanbuler Stadtteil Yesilköy am Marmarameer auf städtischen Boden entstehen, hieß es am Samstag aus Kreisen der islamisch-konservativen Regierung in der Hauptstadt. Der Grünen-Politiker Volker Beck begrüßte den Schritt.
Bislang seien in der modernen Türkei nur Kirchen saniert oder wieder für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden, hieß es aus Regierungskreisen in Ankara weiter. Ein Neubau sei aber nie genehmigt worden. Mit dem Bau der neuen Kirche soll demnach in den kommenden Monaten begonnen werden.
Die Bevölkerung der laut Verfassung laizistischen Türkei ist zu 99 Prozent muslimischen Glaubens. Der Staatsführung um Präsident Recep Tayyip Erdogan wird von Kritikern vorgeworfen, das Land islamisieren zu wollen. Angehörige christlicher Minderheiten werden in der Türkei vereinzelt Opfer von religiös motivierter Gewalt.
Der christlichen syrischen Minderheit in der Türkei gehören etwa 20.000 Menschen an. Es handelt sich um orthodoxe und katholische Christen, die vor allem im Südosten des Landes leben. Die neue Kirche soll den Angaben aus Regierungskreisen zufolge aus den Mitteln einer Stiftung bezahlt werden.
Beck, religionspolitischer Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, erklärte, die Baugenehmigung sei „ein wichtiges Signal für den Respekt der Religionsfreiheit“. Sie könne „aber nur ein erster Schritt sein“. „Die Benachteiligung aller religiösen Gemeinschaften, die nicht dem sunnitischen Islam angehören, muss ein Ende haben“, erklärte Beck.
3 Jan 2015
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