taz.de -- Forderung des Chaos Computer Clubs: Verschlüsselt oder gar nicht
Immer wieder fordern konservative Politiker, verschlüsselte Kommunikation für den Staat zugänglich zu machen. Nun schießt der Chaos Computer Club zurück.
BERLIN dpa | Der Hacker-Verein Chaos Computer Club hat auf Ideen aus der Politik zur Einschränkung von Verschlüsselung mit einer radikalen Gegenforderung reagiert. Unverschlüsselte Kommunikation müsse strikt verboten werden, verlangte der CCC am Donnerstag.
„Wer Daten seiner Kunden unverschlüsselt überträgt, archiviert und damit deren Sicherheit gefährdet, muss mit empfindlichen Strafen belegt werden“, hieß es in [1][einem Blogeintrag].
Zuletzt hatte der britische Premier David Cameron ein Verbot von Kommunikations-Apps mit Verschlüsselung ins Gespräch gebracht, die Sicherheitsbehörden keinen Zugang zu Inhalten bieten. Auch Bundesinnenminister Thomas de Mazière sprach sich gegen Verschlüsselung aus.
Nach den Enthüllungen über die ausufernde Internet-Überwachung durch den US-Abhördienst NSA und dessen britischen Gegenpart GCHQ setzen Privatleute und Unternehmen stärker auf Verschlüsselung. In Deutschland forderte zuletzt das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) die Wirtschaft zum Einsatz von harter Verschlüsselung auf der Basis des offenen Systems GnuPG auf, für das staatliche Stellen mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Hintertür besitzen.
Anbieter einiger Kurzmitteilungsdienste werben auch damit, dass sie keinen Zugriff auf Inhalte der Nutzer hätten und sie deshalb auch nicht Behörden preisgeben könnten.
„Wir fordern, dass die Millionen, die in die Militarisierung der Netze gesteckt werden, stattdessen in den Bau offener, sicherer Systeme zu investieren sind“, erklärte der CCC. Das Geld solle auch in eine bessere technische Ausbildung fließen.
22 Jan 2015
LINKS
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Mit einem neuen IT-Sicherheitsgesetz will die Regierung die Bürger angeblich besser beschützen. Profitieren wird vor allem das Innenministerium.
Geheimdienste stören sich an verschlüsselter Kommunikation. Dabei ist die Überwachung weit mehr als nur eine Antiterrormaßnahme.
Der kanadische Geheimdienst hat laut Edward Snowden in großem Umfang Daten überwacht. Täglich sollen bis zu 15 Millionen Downloads ausgewertet worden sein.
Eine neue Verschlüsselungs-App kommt auf den Markt – doch sie ist nicht für jeden zu haben. Privatanwender müssen sich anderweitig umsehen.
Mit „Regin“ wurden russische Firmen, ein belgischer Konzern und das Kanzleramt ausspioniert. Nun gilt es als sicher, dass der Trojaner von der NSA eingesetzt wurde.
Verschlüsselte Kommunikation? Wenn der Staat im Notfall mitlesen darf. Wie nach den Anschlägen von Paris eine alte Debatte ein Revival feiert.
Chats dürfen nicht verschlüsselt sein, damit sie überwacht werden können. Das ist die Lehre, die David Cameron aus den Anschlägen in Paris zieht.
Forscher sammeln unbemerkt Daten von WhatsApp-Nutzern und zeigen, wer wie oft online ist. Das zeigt auch, wie leicht man beobachtet werden kann.