taz.de -- Die Wahrheit: „Ihr Menschen da“
Donnerstag ist Gedichtetag auf der Wahrheit. Heute darf sich die Leserschaft an einem Poem über den Menschenfeind und sein Lamento erfreuen.
„Ihr Menschen da
Zerhackt euch doch, erschießt euch doch,
Schlagt euch die Köpfe ab,
Trinkt Fleisch und Blut, was soll das noch,
Ihr Menschen seid vom Arsch das Loch,
Kommt, springt voraus ins Grab,
Die Länder faulen längst im Dreck,
Die Meere sowieso,
Paar Yachtenbankster fressen Speck,
Milliarden hungern unter Deck
Und kriechen leer aufs Klo
Und scheißen einen Gott und sind
Dann groß und stark und satt
Und dumpfer als das dümmste Rind
Und gegen’s kleinste Menschenkind
Bereit zu größter Tat,
Und schlachten es, mir isses recht,
Was klein stirbt, wird nicht groß,
Und jeder große Mensch ist schlecht,
Es gibt kein letztes, nur Gefecht,
Ja, gebt den Todesstoß
Der Menschheit, dass sie nachts erfriert
Im UNO-Flüchtlingszelt,
Ihr Mörder, die ihr dirigiert,
Zu welchem Kurs der Mensch vertiert –
Willkommen, letzte Welt“:
So hat sich in den Schlaf geweint
Mein neuer Freund, der Menschenfeind.
Thomas Gsella
5 Feb 2015
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