taz.de -- Nach den Anschlägen in Kopenhagen: Zwei Personen festgenommen

Der Attentäter sei identifiziert, erklärt der dänische Geheimdienst PET. Im Zuge der polizeilichen Ermittlungen ist es nun zu weiteren Festnahmen gekommen.
Bild: Die dänische Polizei sichert den Ort einer Razzia in Kopenhagen.

KOPENHAGEN ap | Terrorangriffe nach dem Muster der Anschläge von Paris erschüttern Dänemark: Ein möglicherweise von Islamisten angestachelter Gewalttäter erschoss bei einer Konferenz zur Meinungsfreiheit und später an einer Synagoge in Kopenhagen zwei Menschen, bevor er selbst von der Polizei getötet wurde. „Dänemark ist vom Terror getroffen worden“, sagte Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt am Sonntag.

Die Opfer waren der Dokumentarfilm-Regisseur Finn Nørgaard, der in Dänemark unter anderem mit einem Fernsehfilm über vietnamesische Einwanderer bekannt wurde, und ein jüdischer Wachmann an der Synagoge.

Im Zuge der Ermittlungen kam es am Sonntag in einem Internet-Café in Kopenhagen zu mindestens zwei Festnahmen, wie die Polizei bestätigte. Doch erklärten die dänischen Behörden, sie gingen von einem Einzeltäter aus.

Der Schütze sei identifiziert worden und bereits auf dem Radar des Geheimdienstes PET gewesen, sagte dessen Chef Jens Madsen, ohne den Namen zu nennen. „PET arbeitet auf Grundlage einer Theorie, dass der Täter möglicherweise von den Ereignissen in Paris inspiriert wurde“, sagte Geheimdienstchef Jens Madsen. „Er könnte auch von Material inspiriert worden sein, das von (der Terrormiliz Islamischer Staat) und anderen veröffentlicht wurde.“

Der mutmaßliche Attentäter war nach Angaben der Polizei 22 Jahre alt und bereits mehrfach mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Unter anderem stehen Gewalt- und Waffendelikte in seiner Strafakte, wie die Polizei am Sonntag mitteilte. Der Verdächtige sei in Dänemark geboren.

Bei den Pariser Anschlägen hatten drei Islamisten Anfang Januar 17 Menschen getötet. Getroffen wurde die wegen Mohammed-Karikaturen seit längerem bedrohte Redaktion der Satirezeitschrift Charlie Hebdo, eine Polizistin und ein jüdischer Supermarkt.

Die Angriffe am Samstag in der dänischen Hauptstadt schienen einem ähnlichen Muster zu folgen. Am Samstagnachmittag hatte ein Mann auf einer Diskussionsveranstaltung über Meinungsfreiheit mit dem schwedischen Mohammed-Karikaturisten Lars Vilks durch die Fenster des Kulturzentrums Krudttønden geschossen. Dabei wurden Filmemacher Nørgaard getötet und drei Polizisten verletzt. Der Karikaturist blieb unversehrt. Der Attentäter floh mit einem Kleinwagen.

Kurz nach Mitternacht kam bei einer Schießerei nahe einer Synagoge ein 37-jähriger jüdischer Wachmann ums Leben, der das Gotteshaus für eine Feier bewacht hatte, wie die Jüdische Gemeinde Dänemarks mitteilte. Zwei Polizisten wurden verletzt. Der Attentäter flüchtete zu Fuß, einige Stunden später erschoss die Polizei den Mann, der für beide Angriffe verantwortlich gemacht wird.

15 Feb 2015

TAGS

Terrorismus
Dänemark
Kopenhagen
Paris
Charlie Hebdo
Schwerpunkt Frankreich
Antisemitismus
Antisemitismus
Antisemitismus
Antisemitismus

ARTIKEL ZUM THEMA

Video über Antisemitismus in Paris: Gefährlicher Spaziergang mit Kippa

Ein Reporter mit Kippa läuft durch Paris und lässt sich dabei filmen. Das Video zeigt Szenen des alltäglichen Antisemitismus.

Karikaturen und Pressefreiheit: „Freiheit birgt auch Verantwortung“

Müssen Medien aus Angst vor Islamisten Selbstzensur üben? Nein, sagt Jana Sinram, doch auch eine „Jetzt erst recht“-Haltung sei falsch.

Attentäter von Kopenhagen: Judenfeindlich und radikalisiert

Der Attentäter von Kopenhagen war offenbar wütend auf Israel. Dänischer Chefrabbiner warnt vor Rede von Pogromen. Frankreich will Juden besser schützen.

Nach den Anschlägen in Kopenhagen: Mutmaßlicher Helfer verhaftet

Dänische Medien berichten über den getöteten Verdächtigen. Er soll ein guter Schüler gewesen sein, doch die Polizei kannte ihn bereits.

Kommentar Anschläge in Kopenhagen: Wenn's sein muss mit Polizeischutz

Wir dürfen uns von Terroranschläge nicht unser Leben diktieren lassen. Debatten zu Meinungsfreiheit und jüdische Zusammenkünfte müssen stattfinden können.

Nach den Anschlägen von Kopenhagen: Verdächtiger war der Polizei bekannt

Die jüdische Gemeinde in Kopenhagen steht nach der Attacke auf eine Bar-Mitzwa-Feier unter Schock. Dänemarks Ministerpräsidentin zeigt ihre Solidarität.

Anschläge in Kopenhagen: Mutmaßlicher Täter erschossen

Bei zwei Anschlägen in der dänischen Hauptstadt sterben zwei Menschen. Bei einem Schusswechsel mit der Polizei wird der Verdächtige getötet.