taz.de -- Kritik an griechischer Regierung: Zeitung wirft Minister Korruption vor

Als Anwalt soll Vize-Innenminister Giorgos Katrougalos entlassene Beatmte vertreten haben. Als Minister hatte er dann angekündigt, dass diese wieder eingestellt werden.
Bild: Weist alle Vorwürfe zurück: der Vize-Innenminister Giorgos Katrougalos

ATHEN dpa | In Griechenland gibt es Korruptionsvorwürfe gegen ein Regierungsmitglied. Nach einem Bericht der Athener Sonntagszeitung To Vima soll Vize-Innenminister Giorgos Katrougalos als Anwalt entlassene Beamte vertreten haben, deren Wiedereinstellung er als Minister angekündigt hat.

Das Blatt veröffentlichte Dokumente, aus denen hervorgehen soll, dass die Kanzlei von Katrougalos noch am 27. Januar - dem Tag, an dem er das Ressort für Verwaltungsreform übernahm - solche Verträge unterzeichnet hat. Als Honorar seien zwölf Prozent des Streitwerts vereinbart worden.

Die Vorabveröffentlichung am Samstag sorgte in Athen für erheblichen Wirbel. Die Opposition forderte den Rücktritt des Ministers. In einer Mitteilung und später in einer Pressekonferenz wies Katrougalos die Vorwürfe zurück und versuchte, die Wellen zu glätten. Er habe seine Anwaltstätigkeit bereits im vergangenen Sommer aufgegeben, nachdem er ins Europaparlament gewählt wurde. Das von To Vima veröffentlichte Dokument betreffe keinen entlassenen Beamten, es sei vielmehr um Lohndifferenzen gegangen. „Wenn das alles stimmen würde, müsste ich nicht nur zurücktreten, sondern das Land verlassen oder mich umbringen“, sagte Katrougalos.

Die Regierung des linksgerichteten Ministerpräsidenten Alexis Tsipras stellte sich demonstrativ hinter den stellvertretenden Innenminister. Regierungskreise sprachen von Lügen, die die Zeitung verbreite. Korruptionsbekämpfung ist eines der erklärten Ziele der Regierung.

22 Mar 2015

TAGS

Griechenland
Schwerpunkt Korruption
Alexis Tsipras
Innenministerium
Griechenland
Steuersünder
Schwerpunkt Angela Merkel
Alexis Tsipras
Eurozone
Finanzpolitik

ARTIKEL ZUM THEMA

TV-Lizenzen in Griechenland: Ein Fernsehimperium für Syriza

Bei der Versteigerung der Lizenzen offenbarte sich ein neuer Korruptionsskandal: Die Regierung Tsipras hatte einem Bieter Vorteile eingeräumt.

Schuldenkrise in Griechenland: Athen will Steuerschulden eintreiben

Das Parlament verabschiedet ein Gesetz, das säumigen Steuerzahlern die Rückzahlung erleichert. Die Regierung will so knapp neun Milliarden Euro einnehmen.

EU-Gipfel in Brüssel: Athen verspricht Reformliste

Bei einem Sondertreffen zur Griechenlandkrise sicherte Regierungschef Tsipras eine vollständige Liste von Reformen zu. Erneut kritisierte er die Troika.

Schuldenkrise in Griechenland: Gespräche vorerst gescheitert

Keine Kooperationsbereitschaft, neue Staatsausgaben in Griechenland. Gespräche mit den Geldgebern gelten als gescheitert. Die EZB erweitert aber ihre Notkredite.

EU-Gipfel zu Griechenlands Schulden: Hoffnung auf Deeskalation

In Berlin wird der erste Besuch des griechischen Regierungschefs Tsipras erwartet. EU-Währungskommissar Moscovici schließt einen Euro-Austritt nicht aus.

Kommentar Schäubles Griechenlandkritik: Nur die Kanonenboote fehlen

Der Bundesfinanzminister lässt die griechischen Arbeitslosen weiter leiden, damit nicht halb Südeuropa ihn und seine Politik in Frage stellt.