taz.de -- Schwer mehrfach normal
Für viele ist Willi wegen seiner Behinderung ein „Problem im Stadtbild“. Diese Auffassung, jemand sei mehr oder weniger wert, ist menschenverachtend.
An der Stadtteilschule unserer Tochter wurde nach den Ferien eine Null-Handy-Regelung eingeführt. Alle haben es bis jetzt überlebt.
Neue Wörter aus der Jugend-, Management- oder Politsprache nerven. Manche sind aber auch ganz brauchbar.
Tattoos sind nicht nur Mainstream geworden, sie haben sich auch stilistisch verändert. Tätowierte Rollstuhlfahrende werden trotzdem schräg angeschaut.
Erleuchtete Esoteriker_innen machen mich fertig. Aber die Idee, dass in allen Maschinen kleine Elementarwesen für uns arbeiten, finde ich lustig.
Unser Sohn Willi kommuniziert vor allem nonverbal. Zu den Wörtern, die er sprechen kann, gehört „Arschloch“. Nun hat er einen Kontext dafür gefunden.
Mich gruselt, wenn ich sehe, wie Kinder im Sekundentakt Videos vom Bildschirm wischen. Sie verpassen so viel von dem, was sie eigentlich tun sollten.
Seit unser Sohn Willi ausgezogen ist, haben sich die Chancen auf Entspannung verbessert. Mir wird klar, was wir die Jahre vorher alles geleistet haben.
Bei der letzten Bundestagswahl traten Parteien mit teils verblüffend amüsanten Programmen an. Ich habe Lust bekommen, auch eine Partei zu gründen.
Mein Sohn hat eine geistige Behinderung. Damit er wählen kann, müssten Formulierungen gefunden werden, die sich auf seine Lebenswirklichkeit beziehen.
Ich habe mir vorgenommen, mehr Drogen zu konsumieren. Deshalb möchte ich meinen Vater überzeugen, neben seinen Sonnenblumen auch Cannabis anzubauen.
Wegen akuter Probleme brauchte ich einen Termin bei einem Neurologen. Es begann eine Odyssee an deren Ende ein Dringlichkeitscode stand.
Früher habe ich versucht, immer „alles“ zu schaffen, was anstand. Heute weiß ich, dass das nicht geht und lasse Etliches lieber liegen.
Früher habe ich mir erfolglos tausend abstruse Produkte in die Haare geschmiert. Heute habe ich Spaß mit den Versprechen auf den Verpackungen.
Unsere Tochter ist krank und geht seit Monaten nicht zur Schule. Die Schule erkennt ihre Krankheit an und hilft. Die psychosomatische Ärztin nicht.
Ich dachte, es wäre erstrebenswert, ohne Kinder nur mit meinem Mann zu verreisen. Nach dem Urlaub weiß ich, welch große Herausforderung darin liegt.
Als Kind hätte ich gerne im Ausland Urlaub gemacht. Für meinen Sohn Willi wäre das schrecklich. Nun fahren wir ohne ihn, was nicht einfach ist.
Die Fußball-EM macht mir Spaß. Solange Deutschland gewinnt, wird insgesamt weniger genörgelt. Und die AfD-Äußerungen sind überraschend amüsant.
Trisomie 21 ist nichts, womit sich die Bundeswehr auskennt. Trotzdem möchte sie meinen Sohn Willi mit ihrem Talent-Scout bekannt machen.
Zu Corona ist längst nicht alles gesagt. Post-Covid- und ME/CFS-Betroffene sind keine Einzelfälle, sondern Menschen, die dringend Hilfe brauchen.
Konzerne jubeln uns mit großer Geste Preiserhöhungen unter. Oder sie überfordern uns mit Self-Service-Touchscreens. Und wir machen auch noch mit.
Den Spaß am Lernen entdeckte ich erst spät im Leben. Leider kann ich meine Tochter nicht damit anstecken. Der Fehler liegt im Schulsystem.
Gesellschaftliche Vorstellungen begünstigten die Euthanasie in der NS-Zeit. Wir müssen für ein soziales Klima sorgen, in dem jeder willkommen ist.
Unser Sohn Willi nutzt einen Sprechcomputer, mit dem er vor allem dadaistische Lyrik deklamiert. Ähnlich funktionieren Werbung und Online-Bewertungen.
Dämliche Youtube-Selbstdarsteller, Beauty-Schrott, Pöbelei und tausende Follower – tut mir leid, ich kann mich einfach nicht an Social Media gewöhnen.
Als Kind habe ich im Fernsehen Bilder vom Holocaust gesehen, die sich in mein Gehirn gebrannt haben. Wie erfährt meine Tochter von der Nazizeit?
Was genau bedeutet „angemessene Kleidung“? Wer glaubt, über Bekleidungsregeln an Schulen nachdenken zu müssen, hat keine richtigen Probleme.
Wohlstand geht nur durch Wirtschaftswachstum: Das ist eine Milchmännchenrechnung, mit der ich mich gar nicht wohl fühle. Wir sollten das System ändern.
Meine alten Eltern haben Probleme mit Anglizismen und Podcasts, ich mit Abkürzungen und Listen. Und jetzt? LMAA?
Meinen Eltern das Wochenblatt auf den Hals zu hetzen habe ich leider verpasst, es erscheint nicht mehr. Wie soll ich ihnen nun meine Zuneigung zeigen?
Ich dachte, dass wir unser Gesamtwissen durch die Googelei erweitern würden. Das Gegenteil stimmt. Wissenschaftler sprechen gar von Digitaler Amnesie.
Wer freiwillig und ohne Leidensdruck bestimmte Lebensmittel meidet, braucht dringend ein neues Hobby. Ich kann auf Selbstkasteiung gut verzichten.
Klar sollte man keine Lebensmittel wegwerfen. Aber so heilig, dass man nicht was anderes damit machen könnte, sind sie auch nicht.
Ein Großteil des Technikkrams, der helfen soll, bewirkt bei mir das Gegenteil. Hilfreich ist es dagegen, einfach mal das Handy aus der Hand zu legen.
Ich jammere gerne und oft auch mit guten Gründen. Bitte stört mich nicht mit der Idee, jeden Scheiß als Chance zu feiern.
Etwas besseres als die Steuererklärung gibt es immer: Wie ich es schaffte, auch diesmal wieder eine Kolumne zu schreiben.
Was wir am dringendsten brauchen, ist Zeit. Aber möglichst effektives Zeitsparen ist auch keine Lösung.
Für meine Kinder ist Weihnachten Kult, für meinen Mann ist Weihnachten eine finstere Zeit der Diktatur. So haben alle was davon.
Nicht betreten, nicht klettern, nicht laut sein: Im Freien ist ständig alles verboten. Das nimmt Kindern die Chance, die Natur lieben zu lernen.
Einst drangsalierte mich mein Vater mit seinem Energiespar-Tick, jetzt ist es mein Mann. Der Wunsch, Putin in den Arsch zu treten, sorgt für Bestform.
Mein Mann und meine Tochter finden meine Dreadlocks unmöglich. Ich selbst mag sie sehr und hoffe, dass sich niemand davon angegriffen fühlt.
Nach Monaten mit Long Covid geht es der Tochter unserer Kolumnistin dank einer Blutwäsche endlich besser. Aus dem Kind ist inzwischen ein Teenager geworden.
Die Tochter der Kolumnistin ist seit Monaten so krank, dass sie nur liegen kann. Das wollen viele Leute nicht hören und erwarten Besserung von ihr.
Als Mutter zweier pflegebedürftiger Kinder weiß ich, dass sich das Leben nicht kontrollieren lässt. Auch wenn manche Leute etwas anderes behaupten.
Meine Tochter ist schwer an Long Covid erkrankt. Es ist ein Alptraum, bei dem gut gemeinte Ratschläge mehr belasten, als helfen.
Die ehemals kerngesunde, geimpfte Tochter unserer Autorin erholt sich nicht nach einer relativ milden Covid-19-Erkrankung. Hilfe gibt es keine.
Die beknackte Digitalwelt wird immer weiter ausgebaut. Dabei haben wir eigentlich eine prima echte Welt, um die wir uns kümmern sollten.
Unsere Autorin hält es für wenig achtsam, ausgelutschte Sinnsprüche auf farbigen Hintergründen herumzuposten. Da spricht sie lieber mit ihren Hühnern.
Bei meiner Tochter fällt ständig der Unterricht aus und ich muss übernehmen. Warum mich das nervt? Weil ich Entgeltfortzahlungsneid habe.