taz.de -- Kifferliteratur beim Discounter: Eine Tüte von Lidl
Im Onlineshop von Lidl konnte man Bücher zum Anbau von Cannabis kaufen. Nachdem ein Blog darüber berichtet hatte, nahm Lidl das Angebot offline. Leider.
Bei Aldi wird [1][Koks in Bananenkisten] gefunden, bei McDonalds wird [2][Heroin im Happy Meal] verkauft. Jetzt hat auch Lidl seinen eigenen kleinen Drogenskandal. Bis Sonntagabend konnte man im eher unübersichtlichen Onlineshop des Discounters Bücher kaufen, die sich intensiv mit dem Anbau von Marihuana beschäftigen.
Auf 252 Seiten beschreibt [3][„Marihuana Anbaugrundlagen“] vom Hanf-Experten Jorge Cervantes, wie Cannabis gezüchtet werden kann. 760 Farbfotos zeigen Growräume, Samen, Mutterpflanzen, Lampen, Schädlingsbekämpfung. Nichts bleibt unbeleuchtet, was den heimischen Hanfzüchter interessiert.
Noch ausführlicher ist die Cannabis-Bibel von Ed Rosenthal. Auf 500 Seiten beschäftigt er sich in seinem [4][„Marijuana Growers Handbuch“] mit allen Fragen rund um den Anbau von Cannabis. Es ist das offizielle Kursbuch der [5][Oaksterdam University], der ersten Cannabis-Universität der Welt in Kalifornien.
Das Blog [6][kraftfuttermischwerk] berichtete am Sonntagabend über das Discounter-Angebot für Kiffer. Wenige Stunden später waren die Kifferbücher aus dem Onlineshop von Lidl verschwunden.
Dem Konzern ist die Sache unangenehm. Es sei ein „bedauerlicher Fehler“ passiert, sagte eine Pressesprecherin gegenüber taz.de. Das Büchersortiment werde über eine automatische Schnittstelle zu einem „renommierten Buchgroßhändler“ konfiguriert. „Dabei kam es versehentlich zur Übernahme des bezeichneten Titels.“
Lidl liste aber grundsätzlich keine Bücher mit der FSK Kennzeichnung >12 sowie den Themengruppen Erotik, Drogen und Gewalt. Der Fehler sei sofort nach Bekanntwerden korrigiert worden. Zudem will Lidl die Abläufe überarbeiten. „Wir bedauern außerordentlich, wenn es zu Missverständnissen gekommen ist“.
Wie langweilig. Wir hätten uns eine andere Antwort gewünscht. „Ey, chillt mal. Ist doch harmlos, Wir haben Tüten aller Art im Angebot, große, kleine, dicke und dünne. Wir nehmen künftig noch viel mehr Angebote aus dem Bereich Drogen, Gewalt und Erotik ins Angebot, bauen unser Sortiment kontinuierlich aus. Bald gibt es in der Gemüseabteilung vier verschiedene Grassorten. Von Skunk (Eigenmarke, günstig) bis hin zu White Widow (Importware, Luxussegment).“
3 Feb 2014
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