taz.de -- Kolumne Hamburger, aber halal
Bei einem Spaziergang durchs graue Hamburg denkt unser Kolumnist über Vereinzelung nach. Und an seinen Besuch in Syrien, den ersten nach zehn Jahren.
Am 3. Oktober haben in Deutschland die Moscheen geöffnet. Dort gibt es oft schöne Feste und Begegnungen. Trotzdem fühle ich mich manchmal fremd.
Im Herbst 2015 habe ich zum ersten Mal Bäume mit bunten Blättern gesehen. Seither verbinde ich mit dem Herbst Neuanfang, Dankbarkeit und Hoffnung.
In Damaskus wäre unser Kolumnist, der vor zehn Jahren nach Hamburg kam, nie in Badelatschen auf die Straße gegangen. Hier ist das was anderes, oder?
Plattenbausiedlungen haben einen schlechten Ruf. Dabei gibt es dort oft Widerstand gegen die Einsamkeit und gegen das Übersehenwerden.
Bei einem Ausflug in den Wald zeigten sich mir zwei unterschiedliche kulturelle Welten. Getrennt waren sie nur von einem Parkplatz.
Teenager sind eine Aufgabe für uns alle, die in einer Gesellschaft zusammenhalten wollen – ganz egal, ob sie aus Damaskus oder Blankenese kommen.
Hussam al Zaher hat nach zehn Jahren seine Familie in Syrien wiedergesehen. Damaskus erinnert ihn trotz seiner Zerstörung an seine syrische Identität.
Aufbauhilfe sollte durch deutsch-syrische Partnerschaften geschehen. Ein gutes Beispiel sind die „Klinikpartnerschaften“, die Ministerin Schulze plant.
Seit dem 8. Dezember frage ich mich wie viele Syrerinnen und Syrer im Exil, ob ich hierbleiben oder zurück nach Syrien gehen soll.
Meine Flucht aus Syrien liegt nunmehr zehn Jahre zurück. Ich bin für vieles unendlich dankbar. Zugleich wird mir Deutschland immer fremder.
In Deutschland stehen viele Schulkinder unter großem Leistungsdruck. Dabei sollte Bildung keinen Zweck verfolgen, sondern ein Wert an sich sein.
Nach dem Anschlag spüre ich die Erwartung, dass ich mich als geflüchteter Syrer und Journalist äußern sollte. Dabei hat die Tat nichts mit mir zu tun.
Meistens werde ich gefragt, wohin ich reisen will, wenn ich den deutschen Pass habe. Mich beschäftigt: Werde ich eine deutsche Identität annehmen?
Als ich nach Deutschland kam, ist mir die Flagge nur in rechts-nationalistischen Kontexten begegnet. Doch sie kann für Exil-Syrer eine Lücke füllen.
Deutsche Flaggen an Wohnhäusern beängstigen mich. Das liegt an der AfD und dem Ergebnis der Europawahl. Aber es ist Zeit, die Angst los zu werden.
Das Exil ist am schwersten, wenn ein geliebter Mensch im Heimatland stirbt. Wir erfahren nur über Facebook davon und müssen die Trauer allein tragen.
Via soziale Medien konnte ich auf der Flucht mit Freunden Kontakt halten. Aber die Plattformen haben sich verändert.
Es ist nicht so, dass der Ramadan die Gesellschaft islamisiert. Es ist andersherum: Der Ramadan wird zunehmend kommerzialisiert – wie Weihnachten.
Im Damaskus der 1990er Jahren war es tabu, gebrauchte Kleidung zu tragen. Im Hamburg der Gegenwart ist es cool, weil die Reichen es cool finden.
Der Kampf gegen die AfD braucht einen langen Atem. Gelingen kann er, weil Millionen Menschen in Deutschland direkt mit Migration zu tun haben.
Die deutsche Leitkultur, wie sie CDU-Chef Friedrich Merz vorschwebt, braucht niemand. Was wir brauchen, ist lebendige und lernende Kultur für alle.
Eigentlich müssten Hamburger*innen nicht wegfliegen, um andere Kulturen kennen zu lernen. Es würde reichen, ihre migrantische Nachbarschaft zu besuchen.
Bei der Debatte hierzulande geht es oft mehr um die deutschen Gefühle als um die israelischen oder palästinensischen. Wir sollten die Diskussion öffnen.
Ich war in Hamburg in einer Moschee, in der der Iman für Deutschland gebetet hat. In der medialen Diskussion wird diese Seite des Islam ausgeblendet.
Ich wollte einen einfachen Job ohne viel Kopfarbeit. Also heuerte ich in einer Hamburger Bäckerei an – und war komplett überfordert.
In meiner Kindheit in Damaskus wurde Regen als ein Geschenk Gottes betrachtet. In Hamburg ist der Regen Anlass für Beschwerden.
Ich bin nach Europa geflohen, weil Europa für Menschenrechte steht. Aber das stimmt nicht mehr, denn Europa lässt Geflüchtete an seinen Grenzen sterben.
Ich habe einen besonderen Ort entdeckt: die Hamburger Neustadt. Das Viertel erinnert mich wegen seines Nachbarschaftsgefühls an meine frühere Heimat.
Ich möchte mich als Teil der deutschen Gesellschaft fühlen und zugleich meine Wurzeln nicht vergessen. Was sage ich also: "Hallo", "Moin" oder "Salam"?
Alle zwei bis drei Jahre muss ich meinen Aufenthaltstitel erneuern. Es ist jedes mal eine langwierige Angelegenheit mit ungewissem Ausgang.
Der Ramadan hat begonnen und viele Leute kriegen das nicht mit. Dabei geht es darum, gemeinsam zu feiern – unabhängig von der Religionszugehörigkeit.
Zehntausende Hamburger*innen haben familiäre Wurzeln in der Türkei und in Syrien. Deshalb ist das Erdbeben auch ein Hamburger Thema.
In Hamburg sind die Moscheen nicht da, wo die Menschen leben, sondern in Hinterhöfen oder Industriegebieten. Zur Stadtgesellschaft passt das nicht.
Ich erinnere mich gern an den Markt in einem Vorort von Damaskus. Hamburger Wochenmärkte sind dagegen leiser, kontrollierter und erschreckend teuer.